Bürgermeisterwahl in Toronto: Niederlage für die Skandal-Brüder

Der Konservative John Tory wird neues Stadtoberhaupt von Toronto. Doug Ford unterlag deutlich. Amtsvorgänger Rob Ford errang immerhin einen Sitz im Stadtrat.

Doug Ford (l.) und Rob Ford im Haus ihrer Mutter nach Verkündung des Wahlsiegs ihres politischen Konkurrenten John Tory. Bild: ap

TORONTO ap | Bei der Bürgermeisterwahl in Toronto haben die Wähler für einen Konservativen und damit für ein Ende der Skandale im Rathaus gestimmt. Als Nachfolger des in die Schlagzeilen geratenen Stadtoberhauptes Rob Ford wählten die Einwohner der kanadischen Metropole am Montag den wohlhabenden und als moderat geltenden John Tory. „Ich werde ein ausgeglichener und verantwortungsbewusster Anführer sein“, sagte der neue Bürgermeister am Montagabend (Ortszeit). Wie die Wahlbehörde mitteilte, sicherte sich der an einer seltenen Krebsform erkrankte Ford einen Sitz im Stadtrat.

Nach Auszählung aller Stimmen kam Tory auf 40 Prozent. Er setzte sich damit gegen den Bruder des scheidenden Bürgermeisters, Doug Ford, durch, der 33 Prozent erreichte. Auf Platz drei landete die linke Olivia Chow mit knapp 23 Prozent.

„Die Bürger Torontos wollten ein Ende der Spaltung sehen, die das Rathaus in den vergangenen vier Jahren lahmgelegt hat“, sagte der 60-jährige Tory vor jubelnden Unterstützern. Er versprach, Torontos internationales Ansehen wiederherstellen zu wollen. Als Kathleen Wynne, die Premierministerin von Ontario, während eines Chinabesuchs von den Wahlergebnissen in der Provinzhauptstadt Toronto hörte, rief sie nur aus: „Halleluja!“

Tory ist ein langjähriger konservativer politischer Berater. Er war früher Topmanager von Rogers Communications, einer der größeren Kabelfirmen in Kanada, Bevollmächtigter der Canadian Football League und zuletzt Gastgeber einer Radio-Talkshow. Tory bewarb sich schon 2003 ums Bürgermeisteramt, scheiterte jedoch.

Rob Ford überlegt, 2018 wieder zu kandidieren

Tory stand in starkem Kontrast zu den kampflustigen populistischen Ford-Brüdern und hatte versprochen, dem Zirkus im Rathaus ein Ende zu setzen. Zudem wollte er sich für eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt einsetzen.

Rob Ford war während seiner Amtszeit als Chef der größten Stadt Kanadas wegen Alkoholproblemen und illegalen Drogengebrauchs in die Schlagzeilen geraten. Videoaufnahmen und Fotos zeigten ihn wiederholt betrunken in der Öffentlichkeit. Monatelang wies er die Vorwürfe zurück, gab dann aber 2013 zu, im Rausch Crack geraucht zu haben.

Nach seiner Niederlage sagte Doug Ford am Wahlabend, er sei „superstolz“ auf seinen Bruder. „Ich glaube weiterhin, dass er der beste Bürgermeister aller Zeiten ist.“ Als er dem Sieger Tory gratulierte, buhten ihn seine Anhänger vehement aus.

Rob Ford ergatterte derweil für seinen Heimatbezirk Etobicoke im Westen der Metropole einen Sitz im Stadtrat. Ungeachtet seiner Krebserkrankung hatte sich der Ex-Bürgermeister auf dieses Amt fokussiert. In Etobicoke hatte Ford seine politische Karriere begonnen und war 2010 zum Bürgermeister von Toronto gewählt worden.

Noch am Wahlabend ließ Ford anklingen, dass er sich bei der nächsten Wahl in vier Jahren möglicherweise erneut für den Posten des Bürgermeisters bewerben möchte. „Ich werde die erste Person sein, die sich für 2018 anmeldet“, sagte Ford der Zeitung Toronto Sun. Seine Familie gebe niemals auf, sagte der Ex-Bürgermeister.

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