Brasiliens Ultrarechte gegen Supermodel: Die Schöne und das Biest

Brasiliens Rechtsaußen-Regierung knöpft sich einen Superstar des Landes vor: Model und Umweltschützerin Gisele Bündchen.

Gisele Bündchen

Ob sie sich von Brasiliens Regierung als Botschafterin des Landes einspannen lässt? Wohl kaum Foto: dpa

BERLIN taz | Sie gilt als Brasiliens schönstes Gesicht, führt den Spitznamen „The Body“ und ist laut Kollegin Claudia Schiffer das letzte echte Supermodel. In ihrer südamerikanischen Heimat sind viele stolz auf Gisele Bündchen. Doch die neue Regierung unter dem ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro hält sie für eine „schlechte Brasilianerin“.

In einem Interview mit dem Radiosender Jovem Pan ereiferte sich Landwirtschaftsministerin Tereza Cristina Corrêa da Costa Dias über die Kritik, die das Supermodel an der fortschreitenden Rodung des Regenwaldes geübt hatte: „Es ist absurd, was diese Leute heute mit dem Image Brasiliens machen. Leider sind das schlechte Brasilianer.“ Leute wie Gisele Bündchen verbreiteten ein negatives Bild, das nicht der Wahrheit entspreche – schließlich habe kein Land so strenge Naturschutzgesetze wie Brasilien, ärgerte sich Tereza Cristina.

Bündchen hatte 2017 ein Video gepostet, in dem sie für eine Petition gegen die Auflösung von Regenwaldschutzgebieten ausgerechnet durch die linke Präsidentin Dilma Rousseff wirbt. Der Amazonaswald ist der größte tropische Regenwald und durch expandierende Sojafelder und Minenarbeiten bedroht. Es war nicht das erste Mal, dass sich das mit schätzungsweise 400 Millionen Dollar Vermögen reichste und bestbezahlte Model der Welt für die Umwelt einsetzte. 2009 wurde Bündchen UN-Sonderbotschafterin für Umweltfragen; ein Anteil der Einnahmen aus ihrer Mode­linie, der Sandalenmarke Ipanema, fließt in die Erhaltung des Regenwaldes. Teile ihrer astronomisch hohen Gagen spendete sie an das Null-Hunger-Programm von Brasiliens Ex-Präsident Lula da Silva. Daneben tritt sie für weltweite Energiesicherheit aus nachhaltigen Rohstoffen ein und für Walfangverbote.

Gisele Bündchen, geboren 1980 in Horizontina, im südlichsten Bundesstaat Rio Grande do Sul, wuchs mit fünf Schwestern in einer Familie deutscher Herkunft auf. Mit 17 wurde sie für den Pirelli-Kalender abgelichtet. Nach unzähligen Zeitschriftentiteln und Laufstegauftritten gelang ihr 1999 der Durchbruch, als sie von der Vogue zum „Model des Jahres“ gewählt wurde. Nach Prinzessin Diana und US-Sängerin Britney Spears war keine Frau häufiger auf Magazintiteln abgebildet als die heute 38-Jährige.

Wenngleich im ganzen Land beliebt und gefeiert, wird die mit ihrem Mann, dem Footballspieler Tom Brady, und ihren Kindern in den USA lebende Brasilianerin auch angefeindet, besonders aus der rechten Ecke. Trotzdem täte die brasilianische Regierung gut daran, Bündchens Einfluss nicht zu unterschätzen. Auf Twitter folgen ihr allein auf ihrem offi­ziel­len Account @giseleofficial knapp 5 Millionen User*in­nen, auf Instagram sind es 15 Millionen. Landwirtschaftsministerin da Costa Dias schob über Twitter denn auch nach, Bündchen werde demnächst eine Einladung bekommen, sie könne Botschafterin des Landes werden. Die hat bislang weder auf die Kritik noch auf die Einladung reagiert. Bei ihrem Hintergrund ist es schwer vorstellbar, dass sie sich für die Bolsonaro-Regierung einspannen lässt.

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