Bobpilot über seine Einjahressperre: „Ich bin kein Verräter“

Manuel Machata über seine Weitergabe von Kufen an Olympiasieger Subkow und die daraufhin verhängte Sperre durch den deutschen Verband.

Die Kufe des Anstoßes beim Einsatz in Sotschi Bild: dpa

taz: Herr Machata, Sie wurden vom Bob- und Schlittenverband mit einer einjährigen Wettkampfsperre und einer Geldstrafe in Höhe von 5.000 Euro belegt, weil Sie Ihre Kufen an den späteren russischen Olympiasieger Alexander Subkow weitergegeben haben. Was halten Sie von diesem Urteil?

Manuel Machata: Das ist ein Schlag ins Gesicht. Ich habe ja eigentlich nichts Verbotenes gemacht. Ich wüsste nicht, was mir vorzuwerfen ist. Dass so eine Sperre vom eigenen Verband kommt, stimmt mich einfach nur traurig.

„Diese relativ harte Strafe gegen Manuel Machata soll ein erster Schritt sein, um nationale Interessen zu wahren“, sagte BSD-Präsident Andreas Trautvetter zur Begründung …

(Lacht). Ja, genau. Was für eine Formulierung! Nationale Interessen!

Haben Sie sportlichen Hochverrat begangen?

So werde ich dargestellt. Dabei habe ich nichts veräußert, was mit dem deutschen Verband oder dem FES, also dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten in Berlin, zu tun gehabt hätte. Die Kufen, um die es geht, waren ja nicht mal meine. Ich habe mir also nichts vorzuwerfen.

Wem gehörten die Kufen denn?

Sie waren aus der Schweiz von einem Tüftler.

Die Kufen wurden Ihnen übergeben für den Fall einer Olympiaqualifikation. Die haben Sie verpasst. Deswegen wurden die Teile an Subkow weitergereicht. Richtig?

Ja, genau.

Was ist denn das Besondere an diesen Kufen?

Nichts. Ja, gut, das ist keine schlechte Kufe, aber andere sind genauso schnell. Es gibt keine Wundergeheimkufe, sondern die ist ganz normal. Aus. Fertig.

An großen Namen leidet der deutsche Bobsport keinen Mangel. Einmalig ist jedoch die Leistung des Berchtesgadeners Manuel Machata, 29, der als Pilot 2011 auf Anhieb den WM- und EM-Titel im Viererbob und dazu die Weltcup-Gesamtwertung gewann. An den Erfolg seines Einstiegsjahres konnte Machata jedoch nicht ganz anschließen. Es hieß, er habe seinerzeit sein Training vernachlässigt. Ein Fotoshooting mit dem Playboy galt als Beleg dafür. Machata gilt als großer Tüftler, der die vom Verband gestellten Schlitten, die mit der Feinarbeit zwischen 80.000 und 100.000 Euro kosten, auf seine Fahrweise einstellt. Heuer konnte er sich allerdings nicht für Olympia qualifizieren.

Warum beißt sich der Verband dann so an diesen Kufen fest?

Das kann ich mir leider nicht erklären. Ich bin vollkommen überrascht von dem ganzen Aufruhr und verstehe ihn nicht wirklich. Ich bin ziemlich angespannt. Die ganze Sache stresst mich schon.

Im Grunde hat auch der Bob-Bundestrainer Christoph Langen Sie entlastet, als er sagte, es handele sich um eine Privatkufe.

Der Verband will wohl klarere Regularien für den Materialhandel mit internationalen Konkurrenten, und das ziehen sie jetzt durch. Dafür habe ich natürlich kein Verständnis. Ich bin halt einer, der ziemlich findig ist und viel selbst baut und entwickelt. Ich nehme nicht nur das, was mir der Verband zur Verfügung stellt.

Ist eine Verbandskufe schlechter als eine Privatkufe von Machata?

Quatsch. Es gibt wie gesagt keine Superkufe. Vielleicht läuft die eine Kufe mal auf dieser oder jener Bahn oder bei einem bestimmten Wetter besser, aber im Endeffekt gibt es keine Kufen, die Sekunden schneller sind.

So eine Kufe ist doch bestimmt nicht billig. Was kostet die?

Das ist nach oben offen. Das geht in den fünfstelligen Bereich hinein.

Waren Sie in finanzieller Hinsicht Profiteur von der Weitergabe der Kufen?

Nein, gar nicht. Der Kufenbauer wollte halt, dass die Kufe bei Olympia fährt. Ich hatte sie quasi ausgeliehen. Das war ein freundschaftlicher Dienst, um mich zu qualifizieren. Da war auch noch gar kein Geld geflossen.

Wenn die deutschen Bobs in Sotschi einigermaßen erfolgreich gewesen wären, dann gäbe es wohl auch nicht den Fall Machata. Sehen Sie das auch so?

Dann hätte es bestimmt keinen interessiert. Aber das ist hypothetisch.

Werden Sie gegen das Urteil angehen?

Ich akzeptiere es überhaupt nicht, dass ich jetzt bestraft werde. Ich möchte weiterhin meinen Beruf ausüben und das machen, was ich liebe: Bob fahren. Ich habe mir einen Anwalt genommen. Sobald ich den offiziellen Schrieb bekommen habe, werden wir dagegen vorgehen.

Würden Sie alle Rechtswege gehen, wenn nötig bis zum internationalen Sportgerichtshof CAS?

Ich lasse das nicht auf mir sitzen, so viel ist klar.

Manch ein Dopingsünder wurde weniger hart bestraft als Sie.

Ja, das war auch mein erster Gedanke. Das wurde zu einer Riesennummer aufgebauscht. Noch einmal: Ich habe nichts Unübliches getan, schon gar keinen Verrat begangen.

Die ehemalige Bobpilotin Sandra Kiriasis findet das Urteil „beschämend und fast schon lächerlich“. Ihr Verein, der SC Potsdam, spricht von einem „Skandalurteil“. Haben Sie sonst noch viel Unterstützung und Zuspruch erhalten?

Ja, viele haben sich gemeldet. Die verstehen das auch nicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.