Blasphemie-Freispruch in Pakistan: Proteste stoppen Freilassung

Am Mittwoch wurde Asia Bibi der Gotteslästerung freigesprochen. Wegen landesweiter Proteste gegen das Urteil ist sie aber noch nicht auf freiem Fuß.

In Pakistan demonstriert eine große Gruppe Männer mit erhobenen Händen

Wütende alte Männer: Die Freigesprochene solle erhängt werden, fordern Islamisten Foto: ap

ISLAMABAD ap/dpa | Nach der Aufhebung des Todesurteils gegen eine Christin in Pakistan ist diese wegen anhaltender Proteste noch nicht auf freiem Fuß. Gespräche zwischen der Regierung und Islamisten zur Lösung des Konflikts scheiterten am Freitag. Die Islamistenpartei Tehreek-e-Labbaik fordert, die Christin Asia Bibi müsse wegen Gotteslästerung gehängt werden.

Der Oberste Gerichtshof hatte die 2010 wegen Beleidigung des muslimischen Propheten Mohammed zum Tode verurteilte Bibi am Mittwoch freigesprochen. Seither blockieren Islamisten Straßen, um ihre Freilassung zu verhindern. Am Freitag wurden Schulen und Universitäten geschlossen. Der Vorsitzende der Tehreek-e-Labbaik, Khadim Hussain Rizvi, rief seine Anhänger auf, die Sitzblockade fortzusetzen. Indes befugten die pakistanischen Behörden paramilitärische Truppen, die Ordnung wieder herzustellen.

„Wir werden unser Leben opfern, aber wir werden niemals weichen“, sagte der radikalislamische Prediger und Anführer der Gruppe Tehreek-e-Labaik Pakistan (TLP), Khadim Rizvi, am Donnerstag in Lahore. Ausgebrochen waren die Proteste am Mittwoch, nachdem die wegen Blasphemie verurteilte Christin Asia Bibi nach acht Jahren in der Todeszelle vom Obersten Gerichtshof in Islamabad freigesprochen worden war.

Tausende blockierten wichtige Gleisverbindungen und Straßen, darunter auch eine der Hauptzufahrten in die Hauptstadt Islamabad, wie die Polizei mitteilte. Aus Angst vor heftigen Ausschreitungen blieben im ganzen Land Schulen geschlossen und Straßen menschenleer. Landesweit kündigten Anhänger der radikalen Gruppe an, die Proteste fortzuführen.

Die Vorwürfe gegen Bibi nahmen 2009 ihren Anfang, als sie an einem heißen Tag Wasser für sich und andere Feldarbeiterinnen holte. Zwei muslimische Frauen lehnten es ab, aus einem Gefäß zu trinken, das zuvor eine Christin benutzt habe.

Tage später warf ein Mob Bibi vor, den Propheten beleidigt zu haben. Die fünffache Mutter war 2009 festgenommen und im Jahr darauf nach einem umstrittenen Blasphemiegesetz zum Tode verurteilt worden. Die Richter befanden nun, die Vorwürfe gegen die 51-Jährige seien juristisch schwach begründet.

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