Biokaffee aus Äthiopien: Dementi zum Pfuschvorwurf

Ein deutscher Ökokontrolleur hatte in der taz mutmaßliche Mängel bei Inspektionen kritisiert. Nun hat sich die äthiopische Botschaft eingeschaltet.

Closeup auf viele Kaffeebohnen

Bio oder nicht? Der Bohne sieht man es nicht an Foto: dpa

BERLIN taz | Äthiopiens Botschaft in Berlin hat die Kritik eines deutschen Biokontrolleurs an der Zertifizierung bestimmter Kaffeeplantagen in dem afrikanischen Land zurückgewiesen. Die taz hatte am 15. Februar berichtet, dass Europas Behörden die Kontrolle von Biolebensmitteln aus Nicht-EU-Ländern nur mangelhaft überwachten: Jahrelang habe die Europäische Kommission von Albrecht Benzing, Kochef der bayerischen Kontrollstelle Ceres, detaillierte Beschwerden über mutmaßlichen Pfusch bei den äthiopischen Niederlassungen der Prüffirmen Kiwa BCS und Control Union erhalten. Doch statt die Vorwürfe vor Ort zu überprüfen, seien die Behörden weitgehend untätig geblieben.

Benzing kritisierte zum Beispiel, dass einige zertifizierte Bauern den als Droge benutzten Khatstrauch mit konventionellen Insektiziden in Mischkulturen mit dem Ökokaffee angebaut hätten. Botschaftspressesprecher Tewodros Girma Abebe schrieb dazu nun der taz: „Beides kann nicht zusammen angebaut werden.“ Seine Begründung: „Kaffee liebt Schatten, während Khat viel Sonne braucht.“

Benzing entgegnete darauf: „Ich habe die Khatsträucher mit eigenen Augen zwischen den Kaffeebäumen gesehen, die Existenz dieser Mischkultur wurde auch von der Bauernorganisation, bei der wir das Problem festgestellt hatten, nie bestritten.“

Diplomat Tewodros warf dem Biokontrolleur einen „Interessenkonflikt“ vor. „In den vergangenen Jahren sind manche Bauern zu BCS und Control Union gewechselt“, während Benzings Kontrollstelle Ceres Kunden verloren habe.

„Wir beschweren uns, weil wir wollen, dass alle sich an die Mindestanforderungen halten. Wenn die zuständigen Behörden dies nicht sicherstellen, dann setzen sich logischerweise die Stellen auf dem Markt durch, welche die niedrigsten Anforderungen stellen“, so Benzing.

Tewodros erwähnte in seinem Schreiben an die taz ausdrücklich, „dass Äthiopien das Recht hat, einen der internationalen Zertifizierer auszuwählen und zu akzeptieren“ – obwohl niemand dies bestritten hatte. Auf Nachfrage erklärte Tewodros, dass Äthiopien keinesfalls plane, Ceres aus dem Land zu vertreiben. „Das ist ein freier Markt“, sagte er.

Benzing beklagte, die Botschaft sei nur auf einen kleinen Teil seiner in der taz zitierten Vorwürfe eingegangen. Er hatte zum Beispiel auch kritisiert, dass viele Bauern das Bio-Siegel bekommen hätten, ohne jemals inspiziert worden zu sein. Der Kontrolleur betonte, dass seine Kritik sich nicht gegen die äthiopischen Behörden oder die dortige Landwirtschaft gerichtet habe, sondern gegen die Aufsichtsstellen in der EU, die die Kontrollstellen nicht richtig überwachen würden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.