Bildung in Berlin: Es geht nicht nur ums Geld

Ein preisgekrönter Berliner Lehrer ruft zur Reform des deutschen Schulsystems auf.

SchülerInnen bei der Abi-Prüfung. Bild: AP

"Schul-Gerecht!" - so heißt der Aufruf für eine Schulreform, verfasst von einem preisgekrönten Berliner Pädagogen. Robert Rauh, Lehrer für Geschichte und Deutsch am Barnim-Gymnasium in Höhenschönhausen, wurde Anfang des Monats mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet - vorgeschlagen von seinen SchülerInnen. Jetzt übt der 46-Jährige mit einem 10-Punkte-Reformprogramm Kritik am deutschen Bildungssystem. Der Aufruf sei das Resultat von Gesprächen mit SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern, die er seit Jahren führe, sagt Rauh.

Sein Manifest richtet sich dabei auch gegen Vorurteile gegenüber dem Schulsystem: Das sei weder eine Katastrophe noch würden die SchülerInnen immer dümmer werden. Pauschalkritik an der Bildungspolitik lehnt Rauh ab: "Mir geht es nicht um Politikerschelte, sondern um Dialog." Es könne nicht darum gehen, von der Politik immer nur mehr Geld für Bildung zu verlangen. Reformen seien notwendig, um die Entwicklung der Kinder zu "kritischen, selbständigen und zivilcouragierten Persönlichkeiten" zu unterstützen.

"Immer wieder habe ich gehört, man könne eh nichts verändern - diese Haltung kann ich nicht akzeptieren," sagt Rauh. Mit prominenter Unterstützung hofft er nun, eine Debatte um die Zukunft des deutschen Schulsystems in Gang zu setzen: Zu den Erstunterzeichnern des Reformkatalogs zählen neben SchülerInnen und KollegInnen die Journalistin und Autorin Christine Eichel, die Olympia-Eisschnellläuferin Jenny Wolf sowie die SchauspielerInnen Corinna Harfouch und Björn Harras.

An erster Stelle steht der Ruf nach gleichen Anforderungen in allen Bundesländern. Der Bildungsförderalismus solle zwar nicht abgeschafft werden, dennoch müssten vergleichbare Prüfungsanforderungen in allen Bundesländern geschaffen werden. Auch die Beschäftigungsverhältnisse der Lehrer sollten vereinheitlicht werden.

Im Sinne einer Vereinheitlichung ist auch die Forderung nach der bundesweiten Abschaffung des klassischen dreigliedrigen Schulsystem zu verstehen. Das System, das noch in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen besteht, soll zugunsten eines bundesweiten zweigliedrigen Systems abgeschafft werden. Haupt-, Real- und Gesamtschulen sollen zu einer Schulform zusammengefasst werden, das Gymnasium soll als Schulform erhalten bleiben. Dort soll es leistungsstarken Kindern möglich sein, Klassen zu überspringen oder Latein als erste Fremdsprache zu belegen.

"Turbo-Stress-Abitur nach 12 Jahren" habe sich aus der Sicht vieler PädagogInnen, SchülerInnen und Eltern nicht bewährt, deswegen fordert Rauh entweder eine Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren oder "Ganztagslernen" - Schulaufgaben statt Hausaufgaben. Weitere Forderungen betreffen unter anderem kleinere Klassen, die regionale Vernetzung von Schulen sowie die Professionalisierung der Schulorganisation. Auf den letzten Punkt des Forderungskatalogs dürften sich besonders die SchülerInnen freuen - ein späterer Unterrichtsbeginn zwischen 8.30 und 10.00 fördere die Lernmotivation und wirke sich positiv auf das seelische Gleichgewicht der Jugendlichen aus.

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