Berliner Szenen: Helge ist besser

Berlin ist wild und gefährlich. Und unsere AutorInnen sind immer mittendrin. Ihre schrecklichsten, schönsten und absurdesten Momente in der Großstadt erzählen sie hier.

Es war Montag. Ich recherchierte im Internet über die Moderatoren Joko & Klaas. Ich las Artikel, guckte Videos, machte Notizen. Am Abend sollte ihre neue Show „Circus Halligalli“ auf Pro7 laufen. Zuvor waren sie beim ZDF gewesen. Ich sollte über Joko & Klaas einen Online-Artikel für eine andere Zeitung schreiben. Der Artikel war wichtig. Ich war in Geldnot, aber voller Tatendrang. Joko & Klaas waren okay; vor allem die Sendung, in der sie Berliner Sehenswürdigkeiten ablecken, aber auch die Tatsache, dass Klaas Friseur war und Zivildienst gemacht hatte. Aber Helge Schneider ist noch besser.

Am Abend zeigte ich G. die Lieblingspassagen aus meinem Lieblingsfilm „00 Schneider“ von 1994. G. ist aus Mexiko und sagte, „ich bin sprachlos“, und dass sie noch nie so etwas gesehen hätte. Sie musste dann wieder zum Capoeira. Leicht angedichtet guckte ich den „Circus Halligalli“ dann allein an. Helge Schneider war zu Besuch, ich war ganz begeistert und musste viel lachen. Der Artikel am nächsten Tag ging leider daneben. Vielleicht guck ich einfach zu wenig Fernsehen, um fernsehkompetent zu sein. Traurig sagte der Redakteur, der Text ginge nicht und versprach ein fünfzigprozentiges Ausfallhonorar. Ich war total deprimiert. Auch weil alle anderen Kollegen und Mitbewerber schlecht über den „Circus Halligalli“ geschrieben hatten, so als hätten sie sich verabredet, Joko & Klaas nicht mehr gut zu finden. Deshalb wäre mein Text vielleicht ganz wichtig gewesen, um Joko & Klaas zu helfen. Die nächsten Tage vergnügte ich mich mit Internet, Playstation, Bier und solchen Geschichten.

Als ich G. am Freitag im Billardsalon von dem vergeigten Text erzählte, guckte sie mich nur fröhlich an, als ob sie sagen wollte „Phh, ist doch egal“, und ich dachte an meine Lieblingsszene aus „00 Schneider“: „Skulptur kaputt, Skulptur kaputt / Macht gar nichts! Macht gar nichts!“

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