Berlinale Staralbum: Jeremy Irons: Der von nebenan

Bille Augusts „Nachtzug nach Lissabon“ fährt ein internationales Promi-Potpourri auf. Doch der Star des Films ist eindeutig Jeremy Irons.

Jeremy Irons in „Nachtzug nach Lissabon“: Ein Mann, eine Frau, ein Zug, eine Brille. Es könnte so einfach sein, ist es aber nicht. Bild: berlinale

„Auch hier wegen Jeremy Irons?“, fragt der Kollege über die Kinoreihen hinweg. „Wegen wem sonst?“, antwortet ungefragt seine Sitznachbarin. Nun ja, da es sich um den Film „Nachtzug nach Lissabon“ von Bille August handelt, stünden noch Martina Gedeck, Charlotte Rampling, Mélanie Laurent, Jack Huston, Tom Courtenay, Lena Olin, August Diehl oder Bruno Ganz zur Wahl.

Aber natürlich hat sie recht, natürlich ist es in erster Linie Irons‘ Film und natürlich ist auch nicht die komplette Filmcrew angereist. „Mein früheres Idol“, sagt der Kollege, „mehr noch als David Bowie.“ Vielleicht ist Jeremy Irons ja so etwas wie der David Bowie unter den Schauspielern: Gut, eloquent und witzig, preisgekrönt, verehrt und trotzdem irgendwie independent.

Obwohl er Oscar-Preisträger ist und in vielen Kinofilmen mitwirkte – an dieser Stelle seien die Cronenberg-Filme der Ende achtziger und Anfang neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts erwähnt –, so ist er doch am meisten bekannt für die Fernsehserien, in denen er mitspielt: „Wiedersehen in Brideshead“ wurde zu Beginn der achtziger Jahre ausgestrahlt und könnte angesichts des Erfolgs der „Downton Abbey “-Serie eine Renaissance erfahren – und dann die ebenfalls sehr erfolgreiche US-Mittelalter-Serie „Die Borgias“.

Der inzwischen 64-Jährige wirkt aber nicht bowiemäßig exzentrisch, sondern wie der gelassene Mann von nebenan, der sein ernstes, immer etwas tragisch-gemartertes Gesicht mit den feuchten Augen ganz schnell in ein warmes Strahlen tauchen kann. Stand der Typ nicht gestern Nachmittag alleine vorm CinemaxX am Potsdamer Platz und hat eine geraucht? Ganz sicher.

Mit leichter Brille sieht man besser

So ist er auch durch und durch der verhuschte, einsame, alternde Professor in „Nachtzug nach Lissabon“, dem bei seiner spontanen Reise nach Portugal erstmal die Brille kaputt geht. Mit der neuen, von Martina Gedeck angefertigten Brille beginnt er anders zu sehen, sich sicherer zu bewegen, wird er ein neuer Mann. Authentischer, ähnlicher dem Mann, der auf dem Podium der Pressekonferenz sitzt und gut gelaunt lächelt.

Gerne beantwortet er die Fragen der portugiesischen Journalisten zum Drehort Lissabon - lieber als die Frage, wie revolutionär denn sein Leben verlaufen sei. Vor zwanzig Jahren habe er schon einmal in Lissabon gedreht und sich jetzt neu in die Stadt verliebt: „So sehr, dass ich auf einen ’Nachtzug nach Lissabon 2‘ hoffe.“

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