Bericht über geschmuggelte Wölfe: Das Märchen vom bösen Raubtier

Mit einem Bericht über heimlich eingeschleuste Wölfe befeuert ein Jagdmagazin die Vorurteile gegen die Tiere. Doch die Wölfe waren keine solchen.

Leicht zu verwechselnde Schmuggelware: Wölfe im Schnee Bild: imago/Reiner Bernhardt

GÖTTINGEN taz | Die Wölfe sind wieder da. Rund 150 Jahre nach ihrer Ausrottung und 25 Jahre nach der Grenzöffnung leben rund 20 Rudel in Deutschland. Die meisten davon in Brandenburg und Sachsen, zwei aber auch in Niedersachsen. Einzelne Tiere wurden zudem in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein beobachtet.

Die Naturschutzverbände und zumindest offiziell auch die Jäger begrüßen die Rückkehr. Die meisten Bundesländer haben Wolfsberater ernannt. Sie sollen die Lebensräume und Streifgebiete der Wölfe dokumentieren und die Bevölkerung informieren. Allein 40 solcher ehrenamtlichen Experten sind in Niedersachsen tätig.

Doch die Stimmung droht zu kippen, seit Wölfe zunehmend Schafe und in Gehegen gehaltenes Reh- und Damwild reißen. „Diese Tiere gehören einfach nicht hierher“, sagt ein Landwirt und Schafhalter aus dem Kreis Celle. Dabei ist seine eigene Herde bislang noch nicht attackiert worden, und auch bei einem betroffenen Nachbarbauern ist unklar, ob ein Wolf oder ein wilder Hund mehrere Lämmer totgebissen hat – ein „Wolfsnachweis“ ist Voraussetzung für eine Entschädigung vom Land.

Auch in der Jägerschaft und bei den Revierbesitzern mehreren sich die Aversionen gegen Wölfe. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtete dieser Tage über Waidmänner, die einen „Hass auf Naturschützer“ hätten und damit prahlten, gerne einen Wolf abschießen zu wollen, wenn es denn nicht ans Licht käme. Leserbriefschreiber verbreiten Ängste, der Wolf vertreibe das Wild aus den Wäldern.

„Wölfe und Luchse“ aus Polen

Vorläufiger Gipfel der Propaganda gegen Wölfe ist die Titelgeschichte der Februarausgabe der Zeitschrift Jäger. Ein polnischer Kleintransporter habe Wölfe und Luchse über die Grenze nach Deutschland transportiert, behauptet das Blatt. Und beruft sich auf den „Tatsachenbericht eines Bundespolizisten, der bestätigt, dass ein Lkw an der deutsch-polnischen Grenze gestoppt wurde“. Auf der Ladefläche hätten sich mehrere Wölfe und Luchse befunden.

Der Report befeuerte wilde Spekulationen im Internet. Dass es sich bei der Geschichte mit dem Wolfstransporter um Jäger-Latein handelt, bestätigt die Bundespolizei. An den Gerüchten sei nichts dran. „Einen solchen Fall hat es nicht gegeben“, erklärt die Pressestelle der Bundespolizeidirektion in Berlin.

Wahr sei hingegen, dass Beamte auf einem Transporter Ende November einen „Steppenwolf“ sichergestellt hätten. Doch dabei habe es sich nicht um ein Tier, sondern „um ein Rad des gleichnamigen Fahrradherstellers“ gehandelt – „eines von 14 Fahrrädern, die als Hehlerware nach Osteuropa gebracht werden sollten.“

Doch so schnell gibt sich Jäger-Chefredakteur Lucas von Bothmer nicht geschlagen. Im RBB-Radio sagte er, sein Informant habe nicht nur erklärt, dass die importierten Wölfe zur Auswilderung auf deutschen Truppenübungsplätzen vorgesehen seien. Sondern auch „glaubwürdig versichert, dass dieser Akt der Sabotage strenger Geheimhaltung unterliegt“.

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