Bayerns Pokalgegner BSV Rehden: Der Traum vom Videotext

Ein Dorf aus Niedersachsen empfängt die Bayern im Pokal. Für den Klub und seinen Macher Friedrich Schilling bedeutet das eine große Anstrengung.

Berühmtheit für einen Abend: BSV-Vorsitzender Friedrich Schilling Bild: dpa

REHDEN taz | Am Wochenende gönnte sich Friedrich Schilling noch einmal eine Rundfahrt durch die norddeutsche Tiefebene. Schließlich soll nichts schiefgehen bei einem, der die Verantwortung als Gastgeber für das erste Pflichtspiel des vergötterten Pep Guardiola, neuer Trainer beim FC Bayern München, trägt.

Also hat der Mann, der hauptberuflich als Anwalt und Steuerberater arbeitet und nebenberuflich den Vorsitz des BSV Rehden führt, am Freitag mit einem Dutzend Mitstreitern noch einmal das Stadion des VfL Osnabrück inspiziert. Und am Samstag beim Pokalspiel des SV Wilhelmshaven gegen Borussia Dortmund spioniert. Am Sonntag tourte der 62-Jährige dann weiter an die Elbe nach Hamburg, um in der NDR-Sendung „Sportclub“ von seiner neuen Berühmtheit durch den DFB-Pokal zu erzählen.

Am Montag (20.30 Uhr) empfängt der BSV Rehden in Osnabrück den FC Bayern, und weil alles, was Señor Guardiola auf deutschem Boden das erste Mal tut, von gewaltigem Interesse ist, überträgt die ARD live. „Ich werde dem Pep bestimmt die Hand schütteln“, sagt Schilling und klingt doch nicht so, als stehe dies auf seiner Aufgabenliste ganz oben. Denn das Ereignis, das den Dorfverein aus dem 1.850-Seelen-Örtchen im niedersächsischen Landkreis Diepholz nun in den bundesweiten Fokus bringt, bedeutet Fluch und Segen zugleich.

„Was meine Leute zuletzt geleistet haben, ist mit Worten gar nicht zu beschreiben. Was da auf uns eingeprasselt ist: Das ist oft bis nachts halb zwei, halb drei gegangen“, erzählt Schilling.

Im Nachhinein ist der Tausendsassa mit dem Zusatztitel als Spartenleiter Fußball heilfroh, dass er seinen Plan irgendwann aufgeben musste, die Pokalpartie – wie vor zehn Jahren die Erstrundenpartie gegen 1860 München – auf den heimischen Waldsportstätten auszurichten. „Wenn wir die Zusatztribünen hätten aufbauen, das Catering übernehmen und für die Sicherheit sorgen müssen – das hätten wir gar nicht alles hinbekommen.“

Kartenkaufzwang für die Regionalliga

Dass sich der überzeugte Werder-Fan und Dauerkartenbesitzer Schilling für das 55 Kilometer entfernte Stadion in Osnabrück und gegen das mehr als doppelte so große Weserstadion entschied, hatte rein pragmatische Gründe. „Wir hätten in Bremen nie im Leben mehr als 30.000 Sitzplätze für einen Montagabend verkauft.“ Schließlich war der Erwerb der Pokaltickets in Osnabrück an die Bedingung verknüpft, auch eine Karte für ein Regionalligaheimspiel in Rehden zu kaufen. „Wir werden jetzt in der Saison einige tausend Zuschauer mehr haben.“

Es ist nicht lange her, da war dieser Klub in der Kreisliga und auf einem Sportplatz unter altem Baumbestand und schummrigem Flutlicht beheimatet. Der Aufstieg der „Schwarzweißen“ aus den Niederungen begann 1995, als ein gewisser Marc Schilling das Tor der ersten Mannschaft hütete – denn mit diesem Moment stieg Vater Friedrich ein, eine schillernde, weil geschäftige Persönlichkeit in dieser ansonsten vor Bodenständigkeit strotzenden Region.

Heute hilft der Sohn als Jurist dabei, Verträge mit ausländischen Fußballern auszuhandeln, die sich neben ehemaligen Werder-Talenten wie Kevin Artmann oder Francis Banecki gern in die Provinz locken lassen, wenn sie in Schillings Firmen eine Anstellung finden. Nur noch ein Einheimischer ist unter dem kroatischen Trainer Predrag Uzelac beim BSV am Ball: Marco Hegerfeld, nach dem sich in früheren Zeiten mal Werder Bremens Ex-Trainer Thomas Schaaf erkundigt hatte.

Schilling jubelte bereits, als sein erhebliches (finanzielles) Engagement im vergangenen Jahr in den Regionalliga-Aufstieg mündete, doch im Grunde sieht sich der Macher erst jetzt für alle Mühen belohnt. „Ich habe immer davon geträumt, dass wir irgendwann mal im Videotext auftauchen.“ Nun ist es ein Livespiel gegen den Triple-Gewinner geworden, weshalb man in Osnabrück beispielsweise zusätzliche Stromaggregate braucht.

Den vielen zusätzlichen Kosten steht die üppige Bruttoeinnahme von 385.000 Euro entgegen. „Wenn wir alles richtig machen, bleibt schon etwas übrig“, sagt Schilling. Und er verspricht: „Ein Teil des Geldes werden wir in den Ausbau unserer eigenen Anlage investieren – damit wir beim nächsten Mal so etwas bei uns in Rehden machen können.“

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