Bauhaus stellt Programm zum 100. vor: Viel Kunst und wenig Politik

Der Bauhaus Verbund stellt sein Programm zu „100 Jahre Bauhaus“ vor. Zur politischen Haltung unter rechtsradikalem Druck schweigt er.

Ein Haus im Bauhaus-typischen Stil mit runder Ecke

Mehr Bauhaus als in Tel Aviv findet man kaum Foto: dpa

„So viel Bauhaus auf einem Fleck, und alles brauchbare Leute“, freute sich einst Oskar Schlemmer, Leiter der Werkstatt für Wandbildmalerei am Bauhaus, damals noch in Weimar. Das Zitat, das den Jubiläumskalender zu „100 Jahren Bauhaus“ schmückt, scheint heute zutreffender denn je, jedenfalls was den ersten Teil des Satzes angeht. Was den zweiten Teil betrifft, darf man berechtigte Zweifel haben. Denn bekanntlich ist der Start in das große Bauhaus-Jahr 2019 schon einmal grandios missglückt.

Brauchbare Leute, nimmt man an, würden Feine Sahne Fischfilet keine Absage erteilen aufgrund einer von rechtsradikaler Seite angedrohten Mobilisierung gegen ihr Konzert am Bauhaus Dessau. Brauchbare Leute würden vor allem nicht so tun, als ob sie die Absage in alleiniger Verantwortung zu erteilen und auch so zu verteidigen hätten. Genau das aber war die Linie von Claudia Perren, der Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau. Als ob sie einen Stiftungsrat mit Vertretern der Stadt, des Landes und des Bundes, vor allem aber mit dem sachsen-anhaltischen Kulturminister von der CDU, ­Rainer Robra (der auch ZDF-Fernsehrat ist), gar nicht kennen würde.

Nun ja. Auch was die weitere Frage betraf, wo Feine Sahne Fischfilet nun auftreten werden, war die Pressekonferenz reine Zeitverschwendung. Das Theater Dessau stehe zur Verfügung, sagte dessen Direktor Johannes Weigand nach einer ersten Absage, es gebe aber noch gar keine Anfrage vonseiten der Band oder ihres Veranstalters (ursprünglich des ZDF). Hinsichtlich der Auftrittsangebote an die Band aus anderen Orten wie Berlin kam von Thomas Flierl die schöne Bemerkung, das laufe doch auf ein „Mein Bauhaus ist besser als dein Bauhaus“ hinaus. Aber da hatte der derzeitige Berliner Kultursenator Klaus Lederer das Gebäude schon verlassen.

Allein, es fehlt die Würdigung der Bauhaus-Idee

Zum Glück ist der hippe Reiseführer „Lonely Planet Best in Travel 2019“ schon gedruckt. Die Entscheidung, Deutschland hinter Sri Lanka zu den zehn besten Reiseländern des kommenden Jahres zu listen, kann nicht mehr revidiert werden. Grundlage der positiven Wertung waren das Bauhaus-Jubiläumsjahr und sein Programm.

Das hat es mit seinen rund 600 Punkten allerdings wirklich in sich und kann, wie Friederike Tappe Hornbostel von der Kulturstiftung der Länder ironisch anmerkte, leicht mit der Überwältigungsstrategie des Luther-Jahres konkurrieren. Die Kulturstiftung gehört zu dem 2016 gegründeten Bauhaus Verbund, der mit seiner Geschäftsstelle das Mammutunternehmen organisiert, auch finanziell. Am Anfang steht, wie nicht anders zu erwarten, das Eröffnungsfestival, das vom 16. bis 24. Januar in der Akademie der Künste in Berlin stattfindet und das Bauhaus als einen Ort der Partys, des Theaters und Tanzes in Erinnerung ruft.

Nicht nur „Lonely Planet“-Reisende dürfte die Grand Tour der Moderne interessieren, die von Hamburgs Backsteinmoderne über insgesamt 100 Orte bis ins weiße Jerusalem der Stuttgarter Weissenhofsiedlung führt. Auf dieser Tour kann man wirkliche Entdeckungen machen wie etwa Loheland bei Fulda, eine 1919 gegründete Frauenkommune, deren Konzept Ausdruckstanz, Heilgymnastik, Landbau, Handwerk und Kunst verband. Die Internationalität der Bauhaus-Idee erforscht die Reihe „bauhaus imaginista“, die ihre Wissensgewinne aus ­Workshops, Symposien und Ausstellungen in China, Japan Russland im März im Berliner Haus der Kulturen der Welt ausbreitet.

Einen wesentlichen Programmpunkt allerdings vermisst man schmerzlich: die Würdigung der Bauhaus-Idee durch Bauinvestitionen. Nicht in Museen, wie es in Weimar oder Berlin ja geschieht, sondern in bezahlbaren Wohnraum in den Städten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.