Baderegeln auf Arabisch und Somalisch: Vorbildhaft baden gehen

Auch in Berliner Bädern gibt es jetzt bald Baderegeln in Comicform. München macht seit 2013 vor, wie es geht – und hat damit nur gute Erfahrungen gemacht.

Badevorschriften – entworfen von den Stadtwerken München. Foto: dpa

Riesengroß sei die Nachfrage nach den Comics auf einmal, erzählt Michael Solić. Dabei hängen die Bildchen mit den Baderegeln schon seit 2013 in Münchens Schwimmbädern. Solić ist Sprecher der Stadtwerke München, die die öffentlichen Bäder der bayrischen Hauptstadt betreiben. Seit Tagen stehen in seiner Pressestelle die Telefone nicht mehr still. Seit die Medien über das Schwimmbadverbot für männliche Flüchtlinge im nordrhein-westfälischen Bornheim berichtet haben, interessieren sich alle für die Comics. Sogar CNN habe schon angerufen. Dutzende von Städten und Gemeinden hätten die digitalen Daten in München geordert, um sie in den eigenen Bädern zu verbreiten. Jetzt auch Berlin. „Wir helfen gern“, sagt Solić.

Die Berliner Bäder Betriebe hätten schon länger nach einer Vorlage gesucht, wie man Flüchtlingen am besten die Baderegeln erklären könne, sagt Bädersprecher Matthias Oloew am Montag. Probleme wie in Bornheim, wo weibliche Badegäste von Flüchtlingen sexuell belästigt worden sein sollen, seien ihm aus Berliner Bäder nicht zu Ohren gekommen. „Wir haben hier keine Probleme, die über das normale Maß hinausgehen“, sagt Oloew.

Vermehrt festzustellen sei aber, dass Menschen, die nicht schwimmen können, einfach in die tiefen Becken springen. Mehrfach täglich seien Rettungsmaßnahmen vonnöten. Es gebe auch immer wieder Leute, die in Unkenntnis, dass man Badesachen braucht, in Unterwäsche ins Wasser wollten.

Ursprünglich habe man eigene Piktogramme entwickeln wollen, erzählt der Bädersprecher. Doch dann kam die Nachricht vom Schwimmbadverbot für Flüchtlinge in Bornheim. Und mit ihr kamen die News, dass Bayern seine Baderegeln schon lange auf sehr anschauliche Weise unters Volk bringt. Die Flyer und Plakate mit den mehrsprachigen Comics habe man bereits 2013 produziert, erläutert Stadtwerke-Sprecher Solić. Immerhin sei München die Großstadt mit einem der höchsten Ausländeranteile in Deutschland. Vor allem in den Spaß- und Freizeitbädern mache sich das bemerkbar.

Bädersprecher Matthias Oloew

„Wir haben hier in Berlin keine Probleme, die über das normale Maß hinausgehen“

Viele Migranten könnten kein Deutsch. Somit verstünden sie auch die schriftlichen Warnschilder, Verbote oder Anweisungen nicht. „Es gab eine Häufung von Vorfällen mit Migranten, die nicht schwimmen konnten und im Schwimmerbecken waren“, sagt Solić. „Auch der Grundsatz der Akzeptanz von Frauen wird leider nicht von allen Badegästen respektiert.“ Deshalb gebe es auch dazu in den Comics einen expliziten Hinweis: „Keine verbale und körperliche Belästigung gegenüber Frauen in jeglicher Bekleidung“.

Die Plakate seien derzeit auf Deutsch und Englisch zu haben. Den Flyer gebe es in den Varianten Arabisch, Somalisch, Dari, Pashto, Englisch und Französisch. Die Aufmachung sei aber so gehalten, dass auch Analphabeten die Bilder verstehen können, sagt Solić. „Das Modell hat sich bewährt“, steht für ihn fest.

Aber ein Selbstläufer sei das nicht. „Das sind unsere Regeln. Wenn wir wollen, dass sie beachtet werden, müssen wir die Flüchtlinge auch darüber informieren.“ Das Informationsmaterial werde nicht nur in den Münchner Bädern verteilt, sondern auch in Erstaufnahme- und Flüchtlingseinrichtungen.

Auch in Berlin interessieren sich Flüchtlinge zunehmend für den Badebetrieb, sagt Oloew, der ein generelles Schwimmverbot für Flüchtlinge wie in Bornheim für undenkbar in Berlin hält. „Schwimmen ist eine gute Gelegenheit, dem Lagerkoller zu entkommen.“ Erste Bekanntschaft mit Bädern machen sie beim Duschen. Dafür hat der Senat einen Shuttlebus eingerichtet. Vor der Bäder-Öffnungszeit können sie sich von den Notunterkünften zum Duschen bringen lassen. Flüchtlingen, die in Unterwäsche schwimmen wollten, versuche man mit Badebekleidung aus der Fundgrube auszuhelfen, sagt Oloew.

Die Bilder aus München sind in Berlin gekommen. Bezahlen muss die Hauptstadt dafür nichts. Demnächst sollten sie in den Bädern zu sehen sein.

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