Artensterben durch Klimawandel: Kleine Ratte mausetot

Das Wasser auf einer kleinen Insel vor Australien steigt: Zum ersten Mal stirbt ein Säugetier aufgrund des Klimawandels aus.

Ratte läuft über den Boden

Diese gewöhnliche Ratte hat die Klimakatastrophe bisher überlebt Foto: dpa

Hochwasserschutz für Ratten gibt es nicht. Alleine konnte die Mosaikschwanzratte sich kein Wehr gegen das steigende Wasser bauen, und auch kein Schiff, um ihre Insel Bramble Cay am nördlichsten Punkt Australiens zu verlassen. Auf der Sandinsel am Ende des „Great Barrier Reef“ lebte jahrhundertelang der Nager aus der Familie der Langschwanzmäuse. Die Mitbewohner der Mosaikschwanzratte auf der drei Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Insel waren Seevögel und Schildkröten. Jetzt ist die mäuseartige Ratte offenbar ausgestorben.

Ein australisches Forschungsteam von der Queensland Universität in Australien untersuchte den Lebensraum der Spezies über mehrere Jahre. Jetzt veröffentlichen sie das Ergebnis in einem Bericht für das Umweltministerium in Australien: Von 1998 bis 2014 schrumpfte der Lebensraum der Ratte durch den steigenden Meeresspiegel von 4 Hektar auf 650 Quadratmeter. Das ist ein Verlust von 97 Prozent. Auf der verbliebenen Fläche konnten die Forscher die Spezi nicht mehr finden. Sie gilt demnach als ausgestorben.

Die Evolutionsbiologin Dr. Susanne Fritz vom Senckenberg Biodiversität und Klima- Forschungszentrum in Frankfurt ist überrascht: „Wir dachten vor zehn Jahren nicht, dass das Artensterben so schnell gehen würde“, sagt sie. Die einzige Möglichkeit Tiere in einem so kleinen und speziellen Lebensraum zu retten, wäre, sie umzusiedeln. Doch das sei äußerst schwierig. 1845 wurde die kleine Ratte mit bräunlichem Fell das erste mal von Europäern auf der Insel entdeckt.

Der Nager ist zwischen 14 und 16 Zentimeter groß und hat einen fast ebenso langen unbehaarten Schwanz mit Schuppen, die wie ein Mosaik aussehen. Das 100 Gramm schwere Felltier passte sich im Laufe der Evolution den Gegebenheiten eines Inseltiers an: Sie ernährte sich von Insekten, Krebstieren und Wirbeltieren. Trotzdem hat es nicht zum Überleben gereicht. Die Flut war schneller. „Das ist ein klares Zeichen und Alarmsignal, dass durch den Klimawandel die Artenvielfalt zurück geht“, sagt der Ökologe Arnulf Köhncke vom WWF.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt: Manchmal sind als ausgestorben geglaubte Tiere wieder aufgetaucht. Das Phänomen wird Lazarus Effekt genannt.

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