DAS DETAIL
: Loddars Schuh

BELEIDIGT Lothar Matthäus ist sauer auf FC-Bayern-Urgestein Paul Breitner, weil er ihn nicht zu einem Spiel eingeladen hat. Jetzt bekam er seine Devotionalien zurück

Es soll Menschen geben, die gar nicht mehr wissen, dass Lothar Matthäus mal Fußball gespielt hat. Dabei tat er das durchaus erfolgreich: Er gewann so ziemlich alles, was es zu gewinnen gibt, vieles davon mit Bayern München. 1990 wurde er gar zum Weltfußballer gekürt.

Aus dem gleichen Jahr datiert das Corpus delicti, um das sich jetzt der Fußballzirkus dreht: der GOLDENE SCHUH von Matthäus aus dem WM-Finale gegen Argentinien. Weil Paul Breitner, ebenfalls Bayern-Urgestein, Matthäus nicht für das Spiel der FCB-Allstars gegen die „Manchester United Legends“ aufgeboten hatte, forderte dieser im vergangenen Sommer seinen goldenen Schuh aus dem Vereinsmuseum des FC Bayern, der sogenannten „Erlebniswelt“, zurück. Denn einen Lothar Matthäus lädt man gefälligst zu solchen Spielen ein! Nur blöd, dass die Uefa den Schuh inzwischen für eine Ausstellung angefordert hat. Getreu dem Motto seiner Autobiografie, „Ganz oder gar nicht“, hatte Matthäus aber auch noch weitere Devotionalien zurückgefordert und schrieb damit ein weiteres Kapitel in seiner Hassliebe zum FC Bayern. Der Club wird es verkraften, zumal er Legenden wie Matthäus am Laufband produziert. Für Ersatz in der Vermarktungsmaschinerie könnte aber auch bereits die zerrissene Hose von Guardiola oder die Knastkleidung von Hoeneß sorgen. Vergoldet, versteht sich.

Matthäus wird sich wohl weiterhin lieber zwischen fehlenden Jobangeboten, Bild-Schlagzeilen und jungen Ehefrauen rumtreiben (fordert er eigentlich auch Eheringe zurück?). Loddar scheint mit seinen Leisten wieder da, wo der Schuster Matthäus seit Längerem hingehört: in die Lifestyle-Schlagzeilen statt auf dem Fußballplatz. Zugegeben: Ein bisschen mehr Lothar würde dem zahnlosen und perfekt inszenierten Fußball heute guttun.

MATTHIAS FÄSSLER