McKinsey in die Hummersuppe spucken

Vor vierzig Jahren eröffnete McKinsey seine erste deutsche Filiale in Düsseldorf. Heute wird gefeiert – in Berlin. Hartz-IV-Gegner wollen bei der Party dabei sein – und sich als Erste die Lachsschnitten vom Büfett mopsen

Die Empörung war der Sprecherin von McKinsey anzuhören. „Würden Sie auf ihrer Privatparty jemanden mitfeiern lassen, der nur stören will?“, fragte Kirsten Werbunat. Sie meinte damit die Hartz-Gegner, die angekündigt haben, McKinsey & Company heute Abend „in die Hummersuppe zu spucken“. Dabei wollte McKinsey mit der Feier den Berlinern ein Geschenk machen.

Anlass für das Fest ist der 40. Geburtstag der deutschen Filiale des Unternehmens. 16 Gebäude zwischen dem Brandenburger Tor und dem Schlossplatz hat McKinsey heute Abend für sich reserviert, darunter den Berliner Dom, den Palast der Republik, die Alte Nationalgalerie, die Staatsoper und das Pergamonmuseum. „Wir bekommen keine Extrawürste, das kann jeder machen“, sagt Unternehmenssprecherin Werbunat. „Kein Museum wird für uns geschlossen.“

Bis zu 4.500 geladene Gäste erwarten die Unternehmensberater, darunter auch Bundeskanzler Gerhard Schröder, Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (alle SPD). Eine Party im Palast der Republik steht ebenso auf dem Programm wie ein Konzert von Musicalstar Ute Lemper.

Aber auch der bodenständige Berliner kann mitfeiern. Im Rahmen der Langen Nacht der Museen gibt es sieben Veranstaltungen, die offen für alle sind. Die Blechbläser des New York Philharmonic Orchestra geben ein Konzert vor dem Palast der Republik. Berlinale und Humboldt-Universität veranstalten einen Kurzfilmabend – das Filmfestival und die Hochschule werden beide kostenlos von McKinsey beraten. Der französische Konzeptkünstler Armel Réau baut zwischen Pariser Platz und Schlossplatz ein 1,5 Kilometer langes Kunstwerk, auch „RefleCity“ gennant. Und am Schlossplatz entsteht ein 22 Meter hoher Bambusturm, auf dessen Spitze sich ein Licht dreht.

Nur eine Gruppe ist nicht willkommen: Die Hartz-IV-Gegner. Die wollen ab 14 Uhr am Eingang der Humboldt-Uni ein Kontrastprogramm auf die Beine stellen und laden zum eigenen „Festessen“ ein. „Während Zehntausende auf die Straße gehen, weil sie von 331 Euro nicht leben können, spendiert McKinsey ein pompöses Festgelage für die Gewinner der Reformpolitik“, empört sich Dieter Hoch von der Initiative Anders Arbeiten. „Unverschämt“ sei das. McKinsey sei als Mitglied der Hartz-Kommission für die staatlich initiierte Verelendung mitverantwortlich, heißt es in einem Flugblatt von Attac.

Zusammen mit dem linksradikalen Netzwerk ACT! und anderen Gruppen ruft Attac um 15 Uhr zur Aktion „Snacks und Fingerfood – greifen wir zu!“ auf, ab 19 Uhr heißt es auf dem Bebelplatz „Jetzt wird richtig geschmaust“, und wenn Bischof Huber um 22 Uhr im Dom seine festliche Rede hält, wollen die Demonstranten ebenfalls mit dabei sein.

Felix Lee, Felix Wadewitz