Fragen des Glaubens

Letztlich muss die Kirche entscheiden, ob der schiefe Turm von Köln wieder gerade gerückt wird, sagt die KVB

KÖLN taz ■ Immer noch ruhen die Arbeiten an der Baustelle für die Nord-Süd-U-Bahn unter der Südstadtkirche St. Johann Baptist. Bei der Kölner Staatsanwaltschaft sorgt der Kirchturm, der vor genau einem Monat in Schieflage geriet, dagegen für Arbeit. Dort wird derzeit ein von der zuständigen Londoner Lloyds Versicherung in Auftrag gegebenes Gutachten geprüft, das davon ausgeht, dass nicht die Bohrarbeiten für einen Versorgungsschacht oder andere Fehler bei der Bauausführung Ursache für den schiefen Turm sind.

Vor Ort untersuchen Fachleute der KVB und der Baufirma, ob und wie mit der Schildbohrmaschine in sieben Metern Tiefe wieder gearbeitet werden kann. Ergeben die Prüfungen, dass der Versorgungstunnel unterirdisch weitergetrieben werden kann, wäre das nach Angaben von KVB-Vorstand Walter Reinarz eine gute Nachricht: „Dann könnten die fehlenden acht Meter wie geplant unterirdisch vollendet werden.“

Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass alle Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden, fügt er hinzu. Schlagen die Versuche fehl, bleibt nur der oberirdische Weg, um den Tunnel mit drei Meter Durchmesser fertig zu stellen, der Versorgungsleitungen für Wasser, Strom und Gas aufnehmen soll.

Die Arbeiten für die eigentliche Tunnelröhre für die U-Bahn, die in einem sieben Meter großen Tunnel in rund 30 Meter Tiefe fahren soll, haben noch nicht begonnen. Ob das geplante Projekt bis 2010 vollendet sein wird, können die Verantwortlichen nicht sagen. „Jede Unterbrechung einer Bauphase bedeutet eine zeitliche Behinderung“, sagt Reinarz.

Die weitere Zukunft des Turms entscheidet sich voraussichtlich am 9. November, wenn Erzbistum, KVB und Baufirmen über Kosten und technische Fragen diskutieren. Von diesem Gespräch hängt es ab, ob der Turm schief bleibt oder ob er wieder gerade gerückt wird. Dies könnte mit einer Hydraulik geschehen. Möglicherweise wird noch ein zweites Gutachten eingeholt.

Das erste Gutachten hatte ergeben, dass die Standsicherheit des Turmes selbst bei der derzeitigen Neigung von rund einem Meter gewährleistet ist. Deshalb sei auch das Stahlkorsett, das ihm verpasst wurde, nicht erforderlich. „Abschließend muss die Kirche als Eigentümerin entscheiden, was passiert“, so Reinarz. Technisch sei es möglich, den Turm wieder gerade zu rücken. Dies könnte mit hydraulischen Pressen geschehen.

Wolfgang Jorzik