MARCELO MORENO, STÜRMER
: Bremer Schule

Sie kommen, wenn sie jung sind und kaum bekant in Europa – ein paar Jahre später gehen sie als Weltstars: Claudio Pizarro etwa landete in Bremen als schmächtiger Junge, der scheu ins Bundesliga-Flutlicht blinzelte. Auch Diego, aus seinem Schattendasein beim FC Porto befreit, war noch ein halbes Kind, als er im Weserstadion debütierte. Beide gingen als komplette Fußballer.

Bei Werder haben die Verantwortlichen es zur vereinseigenen Doktrin erhoben, aus Fußballern jenseits der Normbegabung große Fußballer zu modellieren. Dieser Sisyphos-Weg hat Werder nicht nur viel Geld eingebracht – sondern auch den Ruf, ein guter Ort zu sein, um eine Fußballkarriere in Europa zu beginnen.

Mit Marcelo Moreno steht nun der nächste adoleszente Südamerikaner auf diesem Sprungbrett. Auf dem ersten Blick wirkt Bremens neuer Stürmer wie die Mischung aus Diego und dem jungen Pizarro. Und bringt alle Voraussetzungen mit, auch auf dem Platz ähnliche Spuren zu hinterlassen: Er verfügt über brasilianische Ballfertigkeit, vereint mit europäischer Wehrhaftigkeit. Ähnlich wie bei Diego in Porto drohte Morenos Karriere auf seiner ersten europäischen Station – in Donezk – auf der Ersatzbank zu versanden.

Dabei gilt Moreno als großes Talent: Mit 20 spielte er erstmals im bolivianischen Nationaltrikot – und war zuvor schon für die U20-Nationalmannschaft Brasiliens aufgelaufen. Der Sohn eines Brasilianers und einer Bolivianerin entschied sich aber bewusst für Bolivien, wo er nicht nur deshalb auf dem Weg zum Volkshelden ist. Sondern auch, weil er sein Land vergangenes Jahr in Ungläubigkeit taumeln ließ: Als Bolivien dem großen Favoriten aus Argentinien mit 6 : 1 die Luft abschnürte, schoss Moreno das 1 : 0.

Ein Treffer für die Geschichtsbücher – erzielt von einem, der nun in Bremen erwachsen werden wird. LUCAS VOGELSANG

Marcelo Moreno Martins, 21

war 2008 Torschützenkönig der Copa Libertadores, der – laut Werder – „südamerikanischen Ausgabe der Champions League“. Foto: dpa