Angeklagter will kein Ausländerfeind sein

MORDVERSUCH Nach Brandanschlag auf Elmshorner Kulturzentrum legt Neonazi im Prozess Geständnis ab

Im Prozess vor dem Landgericht Itzehoe um einen Brandanschlag auf das türkische Kulturzentrum in Elmshorn hat der Angeklagte ein Geständnis abgelegt. Der in Elmshorn als Neonazi bekannte 41-Jährige gibt zwar zu, das Feuer am 28. Juni vorigen Jahres gelegt zu haben, bei dem das Kulturzentrum und das angrenzende IG Metall-Büro verwüstet worden sind. Der Mann bestreitet jedoch ausländerfeindliche Motive. Die Polizei hatte den Fall von Anfang an als Nachbarschaftsstreitigkeit bezeichnet und einen politischen Hintergrund ausgeschlossen.

Der Angeklagte habe erklärt, er habe lediglich etwas Benzin auf den Boden des Lokals getropft, um den Anwesenden einen Denkzettel zu verpassen, sagt Gerichtssprecherin Julia Gärtner. Er habe nach eigenen Angaben niemanden verletzten und auch keinen größeren Schaden anrichten wollen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten schwere Brandstiftung und versuchten Mord vor.

Der Rechtsradikale war gegen Mitternacht mit Axt und Fischmesser bewaffnet und einem Kanister mit brennbarer Flüssigkeit in der Hand betrunken in das Zentrum gestürmt, wo sich 20 Leute aufhielten. Er rief „Ich verbrenn’ euch jetzt alle, ich hasse euch“ und vergoss dann die Flüssigkeit. Als die anwesenden Männer ihn entwaffnen wollten, zündete er die Flüssigkeit an. „Direkt vor dem Feuerlöscher, so dass niemand mehr herankam“, berichtet ein Augenzeuge.

Die Gäste konnten sich durch den Hinterausgang ins Freie retten, der wegen des Sommerwetters offen stand. Noch im Hof fassten die Männer den Brandstifter und hielten ihn bis zum Eintreffen der Polizei fest. 16 Personen erlitten durch die Flammen Rauchvergiftungen.

Der Angeklagte, der im Nachbarhaus wohnte, hat sich laut Polizei mehrfach über den Lärm beschwert. Es soll bereits 2010 wegen des Lärms zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen dem Elmshorner und den Gästen des Kulturvereins gekommen sein. PETER MÜLLER