Afrika kann Asien überholen, sagt ein Chinese

INTERNET Ehrgeizige Ziele auf afrikanischem IT-Gipfel in Kapstadt. Simbabwe sorgt für Konfusion

AUS KAPSTADT SAVIOUS KWINIKA

Es war ein peinlicher Auftritt, den Simbabwe beim allerersten panafrikanischen Gipfeltreffen zur Informationstechnologie hinlegte. Ausgerechnet bei einem Treffen, das von Kommunikation handelte, schaffte es die Regierung der Nationalen Einheit, mit zwei getrennten Delegationen zu erscheinen. Zuerst kam der Minister für Informationstechnologie, Nelson Chamisa, zur Eröffnung des viertägigen „Africa Information and Communication Technology Indaba“ („ICT Indaba“) in Kapstadt letzte Woche. Nach seiner Abreise kam der Minister für Transport und Infrastruktur, Nicholas Goche, und blieb bis zum Abschluss.

„Unglaublich!“, kommentiert ein südafrikanischer Offizieller. „Wir waren schockiert.“ Chamisa gehört zur oppositionellen MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel) von Morgan Tsvangirai; Goche ist Mitglied des Politbüros von Präsident Robert Mugabes Partei Zanu-PF (Simbabwe Afrikanische Nationalunion).

Der viertägige Gipfel war der erste seiner Art nach dem Erfolgsmodell des jährlichen „Mining Indaba“ in Kapstadt, bei dem die in Afrika aktiven Bergbauunternehmen einzigartigen Zugang zu Regierungen bekommen. Der „ICT Indaba“ setzte sich das Ziel, dass bis zum Jahr 2020 80 Prozent der afrikanischen Bevölkerung Zugang zu Breitband-Internet bekommen. Derzeit haben nur 5,7 Prozent der 1 Milliarde Afrikaner Internetzugang, sagte Südafrikas Vizepräsident Kgalema Motlanthe. „Wir müssen Investitionen beschleunigen, um höheres Wachstum zu erzielen“, sagte er. „Strategische Investitionen werden es Afrika ermöglichen, eigene Technologie zu entwickeln.“

Houlin Zhao, Vizegeneralsekretär der Internationalen Fernmeldeunion (ITU), äußerte sich optimistisch. „In Sachen Mobilfunk und Internet kann Afrika locker Asien überholen“, so der Chinese zur taz. „Europa begreift diesen Kontinent nicht. Als ich vor fünf Jahren einen Afrikaner als Vizevorsitzenden der ITU nominierte, sagte man mir, an so etwas solle ich nicht einmal denken, weil die Afrikaner das Internet nicht beherrschen. Aber heute haben 57 Prozent der Afrikaner Mobilfunk und ich bin davon überzeugt, dass das Ziel zu erreichen ist.“ Bedingung sei, dass die ländliche Bevölkerung am technischen Fortschritt teilnehme.