heute in bremen
: „Ich esse Fisch lieber in kleinen Proben“

Foto: Jaspersen/dpa

Antje Grotheer, 52, Juristin, seit 2011 Abgeordnete für die SPD, ist noch bis 3. Juli Bürgerschaftspräsidentin.

Interview Lotta Drügemöller

taz: Frau Grotheer, heute essen Sie einen Fisch. Wer, bitte, soll sich das anschauen?

Antje Grotheer: Alle, die Lust haben. Als Bürgerschaftspräsidentin übernehme ich eben auch repräsentative Aufgaben und bin Botschafterin für diese typischen Produkte, die typisch für Bremen sind. Ich habe das Vergnügen, den ersten Happen zu bekommen – aber danach werden auch die Proben an alle verteilt.

Der Matjes wird in seinen eigenen Verdauungssäften fermentiert – können Sie ihn mir trotzdem schmackhaft machen?

Na ja, Matjes ist eine Bremer Tradition, wie Labskaus, Knipp und Pinkel. Wer es nicht mag, muss es ja nicht essen. Aber ich würde den Menschen raten, Matjes mal zu probieren – vielleicht stellen sie überrascht fest, wie lecker und zart der ist.

War es eine Bedingung für die Ernennung zur Bürgerschaftspräsidentin, Matjes zu mögen?

Ich glaube, das ist Bestandteil der Jobbeschreibung. Aber um ehrlich zu sein: Ich esse meinen Fisch lieber in kleinen Proben, auf Schwarzbrot und nach Hausfrauenart. Christian Weber hat ja immer direkt reingebissen – das ist nicht so mein Stil.

Ohje – das müssen Sie aber doch bei der Verkostung, oder?

Das Konzept wurde dieses Jahr geändert. Es wird viele kleine Fischhäppchen in unterschiedlicher Zubereitung geben. Ich muss mir also nicht den großen langen Fisch über Kopf in den Hals schieben.

Eröffnung der Matjessaison: Ankunft der Matjesfässer, Verkostung und Verlosung 8-13 Uhr, Domshof

Die Veranstaltung wird diesmal von der Messe organisiert, der Matjes kommt nicht mehr per Schiff an und wird auch nicht in Fässern zum Domshof gerollt. Ist das Fest jetzt weniger volksnah?

Das weiß ich nicht. Ich glaube, es kommt vielen Menschen entgegen, wenn es den Fisch in kleinen Portionen gibt – das ist dann ja auch volksnah. Warum das Konzept geändert wurde, weiß ich nicht.

Sie sind erst seit März Bürgerschaftspräsidentin – und müssen am 3. Juli den Posten räumen. Neben dem Matjes-Privileg – was bleibt bei Ihnen aus dieser Zeit hängen?

Mein absolutes Highlight war die Kampagne zur Erhöhung der Wahlbeteiligung. Die haben wir in so kurzer Zeit aus dem Boden gestampft, und es war richtig toll zu sehen, wie Vereine, Parteien, die ganze Bremer Gesellschaft da an einem Strang gezogen hat.