Protestrave an der Elsenbrücke: „Ein fast magischer Ort“

Das Aktionsbündnis A100 stoppen lädt zum Protestrave: Der Neubau der Elsenbrücke müsse zur Kiezverbindung werden, fordert Initiator Tobias Trommer

Zum Skaten schön: der Sonnenuntergang auf der Elsenbrücke Foto: dpa

taz: Herr Trommer, das Aktionsbündnis A100 stoppen lädt am Samstag zu einem „Protestrave“ an der Elsenbrücke. Warum ein Rave?

Tobias Trommer: Wir sind ja nicht die einzigen, die einladen, auch der Verein Changing Cities ist dabei und eben auch mehrere Clubs aus der direkten Umgebung: die Wilde Renate, about blank, FIPS, Osthafen, Polygon und Else. Mit deren Unterstützung werden wir einen großen Anhänger auffahren, eine Art Discokugel-Betonmischer. Zwischen den Redebeiträgen werden mehrere DJs auflegen. Getanzt werden darf übrigens aus statischen Gründen nicht auf, sondern nur vor der Brücke.

Eine Hälfte der Elsenbrücke ist seit vergangenem Sommer für den Autoverkehr gesperrt, weil Risse im Spannbeton festgestellt wurden, mittlerweile ist klar, dass in den kommenden Jahren ein kompletter Neubau ansteht. Was genau fordern Sie jetzt?

Wir fordern, dass die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden. Als die Elsenbrücke Ende der 60er Jahre gebaut wurde, herrschte in Ost wie West das Leitbild der autogerechten Stadt. Sie sehen das an der Brücke: pro Seite seit drei Autospuren, Radfahrer und Fußgänger sind an den Rand gedrängt. Es ist für alle ein Ort, von dem man schnell runter möchte und wo man seine Kinder lieber nicht aus den Augen lässt. Wir wollen stattdessen eine Kiezverbindung.

Heißt?

Eigentlich ist die Elsenbrücke mit ihrem Stadtpanorama ein traumhafter, fast magischer Ort, von dem man herrlich den Sonnenuntergang betrachten kann. Wenn hier mehr Platz für den Aufenthalt von Menschen ohne Auto wäre, entstünde ein toller sozialer Raum. Wir könnten uns auch vorstellen, die Brücke ökologischer zu gestalten, etwa teilweise zu begrünen. Wir stehen in Kontakt mit der TU und hoffen, dass vielleicht eine Studie dazu angefertigt wird.

Ihr Hauptanliegen war ja die Verhinderung des A100-Weiterbaus nach Treptow. Die ist nun bald fertiggestellt. Suchen Sie jetzt andere städtebauliche Betätigungsfelder?

Das ist für uns nicht neu, wir haben schon vor vielen Jahren Verbesserungen an der Elsenbrücke gefordert. Ich erinnere mich an Gespräche mit Franz Schulz, dem damaligen Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, es ging um die Problematik der Uferwege: Auf der Treptower Seite gibt es eine Verbindung unter der Brücke, aber das ist gerade nachts ein richtiger Angstweg, da trauen sich viele gar nicht entlang. Und auf der Friedrichshainer Seite ist der Fußweg nicht durchgängig, da fehlten 20 Meter, und an beiden Problemen hat sich bis heute leider nichts geändert.

Es wurde schon die Befürchtung laut, dass mit einem Brückenneubau gleich eine Vorleistung für die Verlängerung der Autobahn durch Friedrichshain geschaffen werden könnte. Zurzeit liegt dieser 17. Bauabschnitt auf Eis. Haben Sie dieselben Sorgen?

Es wird ja jetzt erstmal eine ganze Weile dauern, bis tatsächlich neu gebaut werden kann. Aber natürlich werden wir das aufmerksam beobachten müssen und aufpassen, dass hier kein Präjudiz geschaffen wird.

Wie ist denn der Stand beim derzeitigen Abschluss der Autobahn am Treptower Park? Da war zuletzt von einer möglichen Deckelung die Rede.

Das ist eine zwiespältige Sache: Einerseits ist ein Deckel natürlich ein effektiver Lärmschutz, andererseits würde man mit einem so aufwändigen Bauwerk den Status quo noch gründlicher zementieren. Wir tendieren trotzdem dazu zu sagen, wenn die Autobahn nun schon mal da ist, ist für die Menschen, die daneben wohnen, ein Deckel besser als keiner.

Werden die Bedürfnisse der AnwohnerInnen beim Lärmschutz denn überhaupt ernst genommen?

Nein, da zeigen wir dem Senat ganz klar die rote Karte. Die derzeitige Planung sieht kurz vor dem Ende der Autobahn eine Rampe vor, die aus unserer Sicht eine Vorleistung für den etwaigen Weiterbau in Richtung Elsenbrücke ist. In jedem Fall entsteht dadurch für das Wohngebiet nach Osten hin viel mehr Lärm. Schallschutzwände sind auf dieser Seite aber auch nicht vorgesehen, weil, so das Argument der Senatsverwaltung, dort ohnehin schon Bahngleise verlaufen. Für die Menschen auf dieser Seite wird es also extrem laut werden. Ja, es gibt einzelne Politiker, die sich für deren Belange einsetzen, aber insgesamt fühlen wir uns von Rot-Rot-Grün genauso verschaukelt wir von früheren Regierungen unter anderen politischen Vorzeichen.

Samstag, 25.05.,14–18 Uhr, vor der Elsenbrücke an den „Treptowers“

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