heute in hamburg
: „Es gibt keine einvernehmlicheAusbeutung“

Vortrag „Milchindus-trie Under-cover“: 19 Uhr, Universität Hamburg, Von-Melle-Park 9, Eintritt frei

Interview Katharina Gebauer

taz: Herr Mülln, was ist ein Saugentwöhner?

Friedrich Mülln: Man kann einen Saugentwöhner massenweise im Internet kaufen, es sieht aus wie ein Sadomaso-Gerät. Aus Gummi und mit Stacheln versehen verhindert es, dass das Kalb bei seinem Muttertier trinken kann. Indem es Schmerzen am Euter verursacht, lassen die Muttertiere ihre Jungen nicht mehr ans Euter.

Wie kommen wir leidfrei an unsere Frühstücksmilch heran?

Als leidfreie Alternative gibt es Pflanzenmilch, da gibt es viel mehr als nur Soja, etwa Hafer-, Kokos- oder Mandelmilch. Artfremde Milch – also von Kühen und anderen Tieren – ist niemals leidfrei, das ist aufgrund der industriellen Ausbeutung ausgeschlossen. Für den Menschen ist einzig und allein die menschliche Muttermilch im Säuglingsalter vorgesehen.

Was ist an der Milchindustrie generell nicht in Ordnung?

Das „Produkt“ Kuhmilch kommt beim falschen Lebewesen an, dem Menschen. Dies verursacht unermessliches Tierleid, weil die Milch für den Menschen vorbehalten ist und nicht den Kälbern.

Ist die Nutztierhaltung je leidfrei?

Die Haltung an sich mit perfekten Lebensbedingungen wie etwa auf einem Gnadenhof kann leidfrei sein. Sobald aber eine Art von Ausbeutung beginnt, ist dies nicht mehr einvernehmlich und somit nicht leidfrei. Es existiert keine einvernehmliche Ausbeutung.

Foto: privat

Friedrich Mülln, 39, ist Gründer von Soko Tierschutz und seit 26 Jahren im Tierschutz aktiv.

Wie kommen Sie an diese Informationen heran?

Die Milchbranche gibt nach außen ein Image von glücklichen Kühen auf grünen Wiesen ab. Das ruft uns TierschützerInnen auf den Plan, um die vielfältigen Probleme in der Milchindustrie aufzudecken. Man erkennt und erfährt die von der Milchbranche verborgene Wahrheit nur durch Undercover-Einsätze.

Was kann der Verbraucher tun?

Es ist unglaublich wichtig, sich über die Herkunft der Milch zu informieren. Vielen Menschen ist nicht einmal bewusst, dass Kühe keine permanenten Milchproduzenten sind, sondern dass sie jedes Jahr erst geschwängert werden, ihr Kalb aber unmittelbar nach der Geburt weg muss, damit wir „unsere“ Milch haben. Die Tiere werden für Milch getötet, in dem Sinne ist sie nicht vegetarisch. Man sollte aus Verantwortung für die Tiere und die Umwelt gänzlich auf Milchprodukte verzichten.