Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um
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Kunst im öffentlichen Raum hat oft das Problem, dass sie kaum auffällt. Bei dem „Haus“ von Fischli/Weiss, das seit einem Jahr im Zürcher Stadtteil Oerlikon herumsteht, könnte einem das auch passieren. Was in diesem Fall jedoch gut passt, schließlich handelt es sich um ein architekturgewordenes Sinnbild banaler Gewöhnlichkeit. Fast schon zu gut fügt sich der im Verhältnis 1:5 einem spätmodernistischen Bürogebäude nachempfundene Bau, den Fischli/Weiss einst für die Skulptur Projekte Münster 1987 entwickelten, in den Nichtort ein, an dem es installiert wurde: vor der offenen Rennbahn, zwischen Stadion und allerlei charakterloser Gewerbe- und Hotelgebäuden. Umso größer ist der Effekt, hat man ihn erst einmal entdeckt. Um über Mediokrität und Monumentalität und jene seltsame Melancholie, die der zweckfreie Zweckbau ausstrahlt, zu reflektieren, muss man derzeit nicht einmal in die Schweiz reisen. Ein Ausflug nach Mitte zu Sprüth Magers reicht. In der Ausstellung, die zum Gallery Weekend eröffnet wurde, ist das „Haus“ erstmals in einem White Cube zu sehen (bis 27. 7., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Oranienburger Str. 18).

Um Menschen statt Häuser geht es Pieter Schoolwerth bei Kraupa Tuskany Zeidler, der in seiner Malerei eine adäquate Methode der Visualisierung für die oft widersprüchliche Vielschichtigkeit digitaler Persönlichkeit gefunden hat. Auf seinen reliefartigen Gruppenporträts auf Leinwand oder Leichtschaumplatten, bei denen interessanterweise die Farbe erst am Schluss ins Spiel kommt, schieben sich Figuren und Gegenstände wie Schattenwesen einer spekulativen Alternativerzählung übereinander. Schoolwerth abstrahiert altmeisterliche Bildkompositionen, puzzelt sie auseinander, greift einzelne Elemente heraus, hebt sie hervor oder löst sie heraus, sodass man zum Teil durch sie hindurchsehen kann (bis 13. 7., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Kohlfurter Str. 41/43).

Mit einer anderen Art Lücken beschäftigt sich Burçak Bingöl in ihrer Einzelausstellung in der Zilberman Gallery. Die Istanbuler Künstlerin, die hauptsächlich mit Keramik arbeitet, untersucht Ruinen und Scherben vergessener Vergangenheiten ihrer Heimatstadt. So hat sie antike Pflastersteine, die bei Bauarbeiten zutage traten, in die Galerie geräumt, die dort auf schmalen Keramikformen einen wackeligen Pfad andeuten. Wie Fundstücke aus einem Schiffswrack wirken ihre mit glasierter Keramik überzogenen und zarten Pflanzen bestückten orientalischen Gefäße. Fein säuberlich auf einer Regalkonstruktion installiert, scheinen sie dazu einzuladen, aus ihnen eine eigene, fiktive Version von Geschichte zu konstruieren (bis 27. 7., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Goethestr. 82).