Russland ist Maduros Pfund

Einige Milliarden hat Russland in Venezuelas Öl gesteckt. Ein Umsturz wäre schlecht fürs Geschäft

Aus Moskau Klaus-Helge Donath

Im Machtkampf um Venezuela ist Russland der verlässlichste Partner der Regierung von Nicolás Maduro. Das verärgert die Trump-Regierung in Washington. Der nationale Sicherheitsberater John Bolton warnte gerade erneut: „Wir erwarten, dass sich die Russen nicht in die Vorgänge in Venezuela einmischen.“

Zumindest äußerlich lässt sich Moskau von solchen Drohungen nicht beeinflussen. Russland und der staatliche Ölgigant Rosneft haben in den letzten Jahren kräftig in Ölprojekte des venezolanischen Konzerns PDVSA investiert. Rund neun Milliarden Dollar flossen seit 2010 in den südamerikanischen Staat. Venezuela verfügt laut Kartell der erdölproduzierenden Länder OPEC über die größten Ölreserven weltweit.

Darüber hinaus sollen Russland und der Ölkonzern seit 2006 Kredite in Höhe von 17 Milliarden Dollar an Caracas vergeben haben. Sechs Milliarden Dollar Rückzahlungen sind noch offen: drei bei Rosneft, der Rest beim russischen Staat. Neben den Krediten besitzt Rosneft noch zwei Offshoregasfelder und Anteile an Ölquellen mit mehr als 20 Mio. Tonnen Rohöl.

Als hartnäckigster Betreiber des Venezuela-Geschäfts gilt Igor Setschin, der Chef Rosnefts. Er ist ein langjähriger Vertrauter und Intimus des Kremlchefs Wladimir Putin.

Dennoch ist Setschins Umgang mit Venezuela in der russischen Regierung nicht unumstritten: Es sei nicht sinnvoll, so die Kritik, Milliarden Dollar in Lateinamerika zu investieren, solange Russland westlichen Sanktionen ausgesetzt sei. Die Gegenposition vertritt Alexander Gabujew vom Carnegie Institut in Moskau: Man habe schon so viel in das Maduro-Regime investiert, jetzt sei es nötig, „den Einsatz zu verdoppeln“, um nicht alles zu verlieren.

Mit der Tochtergesellschaft Citgo besitzt der venezolanische Ölkonzern PDVSA überdies noch Raffinerien und Tankstellen in den USA, die bis zur letzten Sanktionsrunde Caracas mit US-Dollars versorgten. Rosneft hat sich einen 49,9 Prozent Anteil an Citgo gesichert. Sollte die Opposition unter Guaidó die Oberhand gewinnen, dürften die russischen Einlagen gefährdet sein.

Ende 2018 schickte Moskau zwei strategische Langstreckenbomber als Beweis militärischer Unterstützung nach Venezuela. Waffen und SU-30-Kampfflugzeuge liefert Russland spätestens seit 2005. Auch T-72-Panzer, Boden-Luft-Raketen und das S-300-Luftabwehrsystem gehören zum Sortiment. Außerdem eröffnet der legendäre Waffenhersteller Kalaschnikow eine Produktionsstätte in dem südamerikanischen Staat.

Aber auch im Zusammenhang mit den Waffenlieferungen gibt es Bedenken: ob im Falle eines Umsturzes die Kosten noch beglichen würden.