Obdachloser angegriffen

Ein Unbekannter hat beim Hafengeburtstag das Haar eines schlafenden, obdachlosen Mannes angezündet

„Wir sind verpflichtet, obdachlose Menschen in einer Notsituation zu schützen“

S. Karrenbauer, Hinz und Kunzt

Von Julika Kott

Nach dem Angriff auf einen schlafenden, obdachlosen Menschen an den Landungsbrücken hat die Polizei den Täter noch nicht identifiziert. Die Ermittler suchten nach weiteren Zeugen, sagte eine Polizeisprecherin am Montag.

Nach den Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden hatte ein Unbekannter am Samstagnachmittag die Haare eines 52 Jahre alten wohnungslosen Mannes angezündet, während dieser auf einer Bank schlief.

Eine Frau eilte zur Hilfe, schlug die Flammen mit der Hand aus und sprach den Täter an. Daraufhin sei der Täter, der laut Zeugenaussagen mit einer Gruppe mehrerer Betrunkener unterwegs war, Richtung Davidstraße geflüchtet. Die Gruppe sprach Englisch und bestand möglicherweise aus britischen Touristen, wie es laut Zeugenaussagen heißt.

Mehr als eine Million Besucher waren am Samstag in der Gegend unterwegs, um den Hafengeburtstag zu feiern – wie viele den Angriff aber letztlich mitbekamen, ist nicht klar. Der 52-Jährige wurde in ein Krankenhaus gebracht, konnte dieses aber wenig später wieder verlassen.

Das Landeskriminalamt übernahm die Ermittlungen wegen Hasskriminalität, wie die Polizei weiter mitteilte. Hassmotivierte Gewalttaten beruhen auf Vorurteilen des Täters und richten sich gegen die vermeintliche Andersartigkeit des Opfers. Dazu gehört auch der gesellschaftliche Status von obdachlosen Menschen. Auch die Bundespolizei wurde eingeschaltet und fahndet am Hamburger Flughafen nach dem Täter.

Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter beim Straßenmagazin Hinz und Kunzt, erklärte, die Gewalttat mache ihn „fassungslos“. Wer die Tat begangen habe, spiele für ihn keine Rolle. Dieser Angriff zeige die Schutzbedürftigkeit von Wohnungslosen. Sie sind generell viel Gewalt ausgesetzt – deutlich mehr als Menschen, die eine Wohnung haben. „Wir sind dazu verpflichtet, obdachlose Menschen in einer extremen Notsituation zu schützen“, sagte Karrenbauer.

Mit Material von dpa