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: Englische
Champions

An der Dominanz der Premier League in Europa überrascht eigentlich nur der Zeitpunkt

Wer die Geniestreiche der großen Weltstars im Fußball nicht verpassen will, wer das Wirken der besten Trainerstrategen genau verfolgen möchte, wer überhaupt wählerisch und anspruchsvoll ist, wenn es um guten Fußball geht, der besitzt ohnehin seit Jahren ein TV-Abo für die Premier League.

Eine Sensation ist es wahrlich nicht, dass sowohl im Finale der Champions League als auch der Europa League nur englische Teams sich gegenüberstehen – drei davon sogar aus London. Eine Sensation ist eher, dass sich die Stärke dieser Liga auf europäischer Ebene erst jetzt niederschlägt und das im nationalen Wettbewerb dominanteste Team, Manchester City, noch nicht einmal dabei ist. Unter den letzten zehn Champions-League-Gewinnern befindet sich lediglich ein englisches Team (Chelsea 2012), sieben Mal ging der Titel nach Spanien. Das verzerrte das Leistungsverhältnis dieser beiden Ligen bislang auf absurde Weise. Grund dafür war zum einen das gigantische Pflichtspielprogramm der Premier League und die geringen Schonzeiten, die der hohen nationalen Qualitätsdichte geschuldet waren.

Dass die englischen Teams die europäischen Pokale nun trotz der genannten Beschwerlichkeiten unter sich aufteilen, als spiele man einen vierten englischen Wettbewerb aus, zeigt zwar einen gewissen Vorsprung auf, war aber alles andere als zwingend vorgegeben.

Schlecht für den Fußball sei die englische Dominanz, behauptete am Donnerstag Leverkusens Trainer Peter Bosz. Das ist Unfug. Selten gab es in den europäischen Wettbewerben so mitreißende Spiele und qualitativ so guten Fußball zu sehen wie in dieser Woche. Und das hatte auch damit zu tun, dass eben nicht schon im Vorfeld klar war, dass die englischen Teams sowieso weiterkommen würden.

Und Bosz stellte eine zweite sehr populäre These auf. Er führte die Erfolge der englischen Teams auf deren größere Finanzbudgets zurück. Diese Larmoyanz wird aber nicht den Ereignissen der vergangenen Tage gerecht. Nicht die größeren Stars, sondern die stärkere Mentalität und ein wenig auch das Glück haben die knappen Spiele entschieden. Und dass mittlerweile die Bundesligisten viel Geld bieten, um die großen englischen Talente nach Deutschland zu holen, zeigt, dass die Premier League in den letzten Jahren systematisch gut gearbeitet hat. Johannes Kopp