Autobahn? Deckel drauf!

Der Verkehrsausschuss hat den Senat beauftragt, eine Teildecke­lung der A 100 zu prüfen. Auch die CDU ist für das Megaprojekt

Von Claudius Prößer

Wenn der Platz in der Stadt knapp wird, müssen kreative Ideen her. Eine ist die Überbauung von Verkehrswegen wie Schienen und Autobahnen, zumal wenn diese unter Straßenniveau liegen. Was in Hamburg oder Barcelona schon durchgeführt wird, soll nun auch in Berlin zumindest geprüft werden: Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Wohnen des Abgeordnetenhauses hat am Mittwoch die Senatsverkehrsverwaltung beauftragt, eine Deckelung von Teilen der Stadtautobahn A 100 zu prüfen. Die CDU schloss sich dem Antrag der rot-rot-grünen Koalition an.

Die schon vor Jahren aufgekommene Idee habe seine Fraktion von Anfang an überzeugt, sagt der stadtentwicklungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Stefan Evers. Ein Autobahndeckel biete Platz für „neue bezahlbare Wohnungen“, senke aber auch Schadstoffbelastung und Verkehrslärm in angrenzenden Quartieren deutlich. Die CDU habe darum schon Anfang März eine Machbarkeitsstudie gefordert, wie sie am Mittwoch beschlossen worden sei. Der Antrag sei von der Koalition „mit fadenscheinigen Gründen“ abgelehnt worden. Weil das Thema so wichtig sei, verkrafte man aber den „Ideenklau“.

Anfang März? Die FDP sei damit schon Anfang 2017 abgeblitzt, so deren infrastrukturpolitischer Sprecher Henner Schmidt. Er bezeichnet den potenziellen Autobahndeckel als „echtes Leuchtturmprojekt integrierter Stadtplanung“, warnt aber, der nun beschlossene Antrag könne das Vorhaben „über Jahre verzögern“, weil er es mit anderen Themen vermische und zu unkonkret bleibe. Offenbar sei das Thema in der Koalition selbst umstritten.

In jedem Fall würde eine Abdeckung der A 100 im Bereich des Dreiecks Funkturm oder auf dem nördlich anschließenden Abschnitt teuer: Der Leiter der Tiefbauabteilung in der Verkehrsverwaltung, Lutz Adam, sprach laut Berliner Morgenpost von einem dreistelligen Millionenbetrag. Und die Machbarkeitsstudie werde aufgrund der Eigentumsverhältnisse der Flächen – viele gehören dem Bund – „ein ungeheurer Kraftakt“, zitiert das Blatt Senatsbaudirektorin Regula Lüscher.