Kommentar Journalisten in Myanmar: Die Augenöffner

Nach 511 Tagen in Haft werden zwei Reuters-Reporter amnestiert, denen Geheimnisverrat vorgeworfen worden war.

Zwei Männer gehen gutgelaunt mit Beuteln eine Straße lang.

Zu Fuß verlassen die beiden Reuters-Journalisten das berüchtigte Insein-Gefängnis in Yangon Foto: Thein Zaw/ap

Natürlich ist es gut, wenn zwei Journalisten nach 511 Tagen Haft endlich freikommen. Die Reuters-Journalisten Wa Lone und Kyaw Soe Oo mussten dafür büßen, dass sie ihren Job gemacht und zu Verbrechen des myanmarischen Militärs an der Rohingya-Minderheit recherchiert hatten. Sie wurden in eine Falle gelockt und mit angeblich geheimem Material erwischt.

Bald darauf entpuppte sich dieses jedoch als längst bekannt. Deutlich wurde damit, dass kritische Journalisten durch das abschreckende Beispiel von sieben Jahren Haft mundtot gemacht werden sollten. Wa Lone und Kyaw Soe Oo hätten nie festgenommen werden dürfen.

Ihre Amnestie ist jetzt jedoch kein Eingeständnis, dass ihre Verurteilung politisch motiviert war und die Pressefreiheit einschränkte. Vielmehr entledigt sich Myanmars Präsident Win Myint, der nicht unabhängig von De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi handelt, jetzt eines Falles, der das Ansehen Myanmars und seiner mit Reformversprechen angetretenen Regierung stark belastete.

Die beiden Reporter haben das Glück, dass sie für eine internationale Nachrichtenagentur arbeiten, die mehr Druck und Aufmerksamkeit erregen kann, als dies lokalen Medien unter der Fuchtel von Myanmars Militär samt seiner Verbündeten möglich ist.

Es war dem Mut der beiden Journalisten geschuldet, dass sie ihre Möglichkeiten, bei Recherchen weiter gehen zu können als andere, nutzten und so zur Aufdeckung eines Massakers an unbewaffneten Rohingya beitrugen. Dafür wurde ihnen in ihrer Heimat Nestbeschmutzung und Verrat vorgeworfen.

Doch haben die beiden allen, die es wissen wollen, die Augen mit geöffnet, dass nicht nur das Militär ein Problem ist, sondern auch Aung San Suu Kyi. Die einstige Freiheitsikone erweist sich als nationalistische Machtpolitikerin mit selbstherrlichen Zügen. Sie hatte die Verhaftung wie die Verurteilung der Reuters-Journalisten gerechtfertigt. Auch nach deren Amnestie dürften Myanmars Medien deshalb weiter die engen Grenzen des dort Sagbaren zu spüren bekommen.

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