„Superjet“ fängt bei einer Notlandung Feuer

In Moskau sterben 41 Menschen beim Unglück eines Flugzeugtyps, der Russlands erste Neuproduktion nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war. Details sind noch unklar

Das bei der Landung in Brand geratene Flugzeug mit 73 Personen an Bord Foto: Riccardo Dalla/dpa

Aus Moskau Klaus-Helge Donath

Der Aeroflot-Jet vom Typ Suchoi SSJ100 unternahm auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo am Sonntagabend eine Notlandung. Dabei ging der Superjet genannte Flieger in Flammen auf. Zunächst war von einem Todesopfer die Rede, die Zahl wurde jedoch später auf 13 erhöht. Am späten Abend erklärte dann das russische Ermittlerteam, mindestens 40 Passagiere seien zu Tode gekommen. Der Superjet war auf dem Weg von Moskau in das im Norden Russlands gelegene Murmansk gewesen. 40 Minuten nach dem Start soll der Pilot den Tower in Scheremetjewo um Rückkehrerlaubnis gebeten haben. Beim Landen sei das zweistrahlige Regionalflugzeug zweimal schwer auf dem Boden aufgeschlagen und hätte darauf Feuer gefangen, berichteten Augenzeugen. Der Grund für die Umkehr war gestern noch unklar.

Einige Experten sprachen von Blitzeinschlägen, die die Elektronik außer Betrieb gesetzt hätten. Angeblich sei auch der Funkkontakt auf dem Rückweg nach Moskau abgebrochen. Feuer hätte der Jet jedoch erst bei der Notlandung gefangen. Mehr als 30 Passagiere konnten sich über Notrutschen retten. Auf Videos aus dem Inneren der Maschine war zu erkennen, dass wegen des Feuers Panik ausgebrochen war.

Bisher hatte es nur einen Superjet-Unfall gegeben, bei dem alle Insassen ums Leben gekommen waren. Bei einem Verkaufsflug in Indonesien 2012 war der Jet durch einen Pilotenfehler gegen einen Berg geprallt. 2018 schoss ein Superjet in Jakutsk wegen falscher Angaben über die Landebahn hinaus. Opfer gab es nicht, doch hatte der Jet einen Totalschaden.

Der Superjet war Russlands erste neue Flugzeugproduktion nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991. Moskau förderte die Entwicklung mit zwei Milliarden Dollar. 35 bis 40 Prozent der Teile stammen aus russischer Produktion. Doch sind auch Boeing (USA), Snecma (Frankreich) und Firmen aus Italien am Suchoi beteiligt. Das Werk „Zivile Flugzeuge Suchoi“ in Komsomolsk-am-Amur hatte sich mehr vom Suchoi versprochen. 2005 rechnete es bis 2024 mit 800 Bestellungen, 300 von russischen und 500 von ausländischen Auftraggebern. Bisher wurden aber nur 186 Jets geliefert, ein Drittel davon an Aeroflot.

Aeroflot als größter Abnehmer klagt über Probleme beim Einsatz der Flieger vom Typ Superjet

Der einzige verbliebene europäische Käufer kündigte im letzten April die Kooperation auf. Die irische Cityjet übergab alle sieben Maschinen samt Personal an Brussels Airlines. Auch Aeroflot als größter Abnehmer klagt über Probleme beim Einsatz der Maschine. Aeroflot und Cityjet beschwerten sich häufig über Reparaturen und Ersatzteilmangel. Der Superjet wird nur in kleiner Serie hergestellt. Für Zulieferer ist die Produktion von Ersatzteilen daher nicht lukrativ, permanente Engpässe sind die Folge. 2018 gingen laut Aeroflot mehr als die Hälfte der technischen Ausfälle im gesamten Flugpark auf Suchoi-Maschinen zurück.

Die Einsatzfähigkeit der Maschinen lag laut Wirtschaftszeitung Wedomosti 2017 zwei bis dreimal niedriger als bei vergleichbaren Flugzeugen aus ausländischer Produktion: 3 bis 3,7 Stunden am Tag gegenüber neun Betriebsstunden bei Boeing oder Airbus. 2016 war die Hälfte der Aeroflot-Superjets überhaupt nicht in der Luft. Die Fluglinie konnte sich das erlauben, da sie hohe Kompensationsleistungen von Superjet erhielt. Inzwischen sei es gar profitabler, die Maschinen am Boden zu halten, als sie auf Reise zu schicken, schrieb Wedomosti. Die russische Fluggesellschaft Red Wings und die mexikanische Linie Interjet nutzten einige Maschinen nur noch als Ersatzteillager.