Kommentar Streit um die Golanhöhen: Wer will, darf dazugehören

Die Nutznießer der Annexion des Golan sind dessen syrischen Bewohner. Für sie bedeutet das: Kein Krieg, Mindesteinkommen, Krankenversicherung.

Die Golanhöhen

Aus israelischer Sicht gehören die Golanhöhen seit 1981 offiziell zu Israel Foto: ap

Ob sie es zugeben oder nicht: Die syrischen Drusen auf den Golanhöhen mögen in den vergangenen Jahren ihrem Allah insgeheim mehr als einmal dafür gedankt haben, dass es nie zu einem Frieden zwischen Israel und Syrien gekommen ist. Während ihre Familien auf der anderen Seite der Sperranlagen in Angst und Schrecken ausharrten, ging das Leben im annektierten Land für sie unbescholten, normal und friedlich weiter. Israels Armee sorgt dafür, dass Terror und Krieg an der Grenze enden.

Ob der Traum der Drusen, eines Tages wieder zu Syrien zu gehören, in Erfüllung geht, hat mit Donald Trumps Anerkennung der israelischen Annexion wenig zu tun. Aus israelischer Sicht gehören die Golanhöhen seit 1981 offiziell zu Israel.

Dennoch fanden wiederholt Verhandlungen über Land gegen Frieden statt. Selbst Netanjahu erwog einst die Rückgabe der Golanhöhen in der Hoffnung, durch ein Abkommen mit Syrien Israels Erzfeind Iran zu schwächen. Das Wachstum der jüdischen Bevölkerung blieb von der Annexion unbeeinflusst. Der Zuzug jüdischer Israelis, die nach über 50 Jahren Besatzung des kaum bevölkerten Landes noch immer die Minderheit stellen, stagniert.

Dass die Angst, im Fall eines Friedens aus dem eigenen Heim vertrieben zu werden, kein Abschreckungsgrund ist, offenbart ein Blick ins Westjordanland. Dort hat sich die Zahl der Siedler seit 1992 nahezu vervierfacht. Viel eher macht die Entfernung vom Landeszentrum und der Mangel an Arbeitsplätzen den Golan als Wohnort unattraktiv. Wer glaubt, dass Trumps Entscheidung die Massen zum Umzug auf den Golan motiviert, der irrt.

Nutznießer der Annexion sind die syrischen Bewohner. Seit 1981 gilt für alle das israelische Recht, inklusive Mindesteinkommen und Krankenversicherung. Den Drusen im annektierten Land bleibt selbst überlassen, ob sie die israelische Staatsbürgerschaft beantragen oder nicht. Wer will, darf dazugehören. Unter den gegebenen Bedingungen eigentlich gar nicht so übel.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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