Sei kein Hasenherz

Kein Plastik, sondern menschliches Gewebe: An der Universität Tel Aviv kommen Herzen jetzt aus dem 3D-Drucker Foto: Oded Balilty/ap

Am Anfang war die Pumpe. Als 1967 der Arzt Christiaan Barnard das erste Mal ein Herz verpflanzte, war das ein Durchbruch für die Transplantationsmedizin. Zwar waren vorher schon andere Organe erfolgreich ausgetauscht worden. Und der Patient überlebte auch nur 17 Tage: Für die Öffentlichkeit war es trotzdem die Sensation schlechthin. Barnard avancierte zum Rockstar. Denn es handelte sich um ein Herz, für den Menschen das symbolischste Organ, den Sitz von Leben und Liebe. Wenn sich dafür Ersatzteile finden ließen, dann vielleicht auch bald für das Gehirn?

Es waren technikbegeisterte Zeiten, die fünfzig Jahre zurückliegen. Aber man denkt an sie zurück, wenn Forscher aus Israel in dieser Woche ein menschliches Herz aus dem 3D-Drucker präsentieren. Es ist zwar nur so groß wie das eines Hasen, aber es besteht aus menschlichem Gewebe. Der Gedanke der Wissenschaftler: ein Organ aus körpereigenen Zellen zu schaffen. Damit könnte das Haupt­pro­blem jeder Transplantation gelöst werden. Denn der Organismus reagiert mit heftiger Abstoßung auf die Verpflanzung fremder Organe. Bioprinting nennt sich das Verfahren. Im 3D-Druck dienen längst nicht mehr nur Kunststoffe oder Metalle als Tinte. Durch die Düsen passen auch Proteine, Fette und ganze Zellen. Klingt wie Frankenstein 2.0.

Einige Probleme müssen die Forscher noch lösen. Eines ist, ein Herz in der richtigen Größe zu erzeugen. Es werden noch Jahrzehnte vergehen, bis PatientInnen Fleisch aus ihrem Fleische eingepflanzt wird. Damit sich mehr Herzen für den Organdruck erwärmen können, wird auch schon gearbeitet. Ebenfalls in Israel forschen Start-ups an künstlichem Fleisch. Sie wollen das erste Steak aus dem 3D-Drucker schon 2020 präsentieren.

Jörn Kabisch