berlinmusik
: Dreams’n’ Drones

Kann man eigentlich schon von einer Synthiepop-Klasse der zehner Jahre in Berlin sprechen? Nun, zumindest gibt es eine ganze Reihe an Bands, die auf das große Pop-Jahrzehnt der Synthesizer, die Achtziger, referieren, dabei aber einen Schuss mehr Dreampop und Psychedelik intus haben. Acts wie Magic Island, Molly Nilsson oder Better Person könnten einem da in den Sinn kommen – oder halt Bad Hammer. Das Duo gleichen Namens, bestehend aus Lisa Klinkhammer und Johannes Badzura, hat gerade eine neue 5-Song-EP veröffentlicht, auf der sie – wie die genannten auch – die Disziplin Synthiepop auf sehr ordentlichem Niveau betreiben.

Vernebelte Klangflächen treffen dabei auf eingestreute Gitarrenlicks und auf den meist hohen, sphärischen Gesang Klinkhammers. Der Song „Lovezone“ hat gar Hitpotenzial, zu diesem Stück lässt sich mit einem Campari Orange in der Hand sicher ganz hervorragend schwofen. Alles in allem reicht es bei Bad Hammer für die Synthiepop-Cham­pions-League noch nicht ganz – der durchaus hochwertigen lokalen Konkurrenz aber stehen sie in nichts nach.

Ein neues Werk hat kürzlich auch TAU veröffentlicht, die Band um Shaun Mulrooney (alias Shaun Nunutzi), der einst bei den Dead Skeletons spielte. „TAU & The Drones of Praise“ heißt das zweite volle Album der Berliner Gruppe, an dessen Produktion international bekannte Musi­ke­r_innen wie Idris Acka­moor, Lalitha und Nandini (The LN Sisters) und Earl Harvin (Tindersticks) beteiligt waren. Im Titel deutet sich dabei der Sound schon an: Bei TAU kommen Elemente aus Psychedelic, Drone, Minimal Music, (Middle-Eastern-)Folk, Desert Blues und religiöser Musik zusammen.

Dank der Stilvielfalt ist ein extrem abwechslungsreiches Album entstanden – Songs zwischen afrikanischer Rhythmik und Sixties-Rock („Tonatiuh“) gibt es genauso wie folkige Stücke („The Sturgeon“), schamanistisch anmutende Beschwörungen („Dance The Traps“) und beatleske Klänge („New Medicine“). Manchmal wird man meditativ-hypnotisch umnebelt, dann zuckt aber auch wieder das Tanzbein wie etwa im ersten Stück „It’s already written“. Super Teil.

Jens Uthoff

Bad Hammer: „Extended Play“ (Italian Island & Doom Chakra Tapes)

TAU: „TAU & The Drones Of Praise“ (Drones of Praise Records)