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Für mehr Summen und Krabbeln

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland hat eine Kampagne initiiert, um Bienen zu schützen

Das Insektensterben ist dramatisch und geht immer weiter: Laut einer aktuellen Studie verschwinden jedes Jahr zwei Prozent der Insekten weltweit, in 100 Jahren könnten sie gänzlich ausgestorben sein. An Land sind am stärksten Schmetterlinge, Käfer und Hautflügler wie Wildbienen betroffen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kämpft dafür, dass das Insektensterben gestoppt wird und startete im März mit einer E-Mail-Aktion eine Kampagne zum Schutz dieser akut bedrohten Tiere.

„Es summen und krabbeln immer weniger Insekten in unseren Landschaften. Diese Beobachtung teilen viele Menschen in Deutschland: 72 Prozent der Bevölkerung sagen, dass es in ihrer Region heute weniger Insekten gibt als früher“, sagt der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Die größte Gefahr sei dabei: „Das massive Artensterben wirkt sich nicht nur negativ auf unsere Pflanzen- und Tierwelt aus, sondern bedroht auch die Landwirtschaft und damit unsere Lebensmittelerzeugung.“

Die Bundesregierung tut aus Sicht des BUND viel zu wenig, um das Problem zu beheben. „Obwohl die Bundesregierung im Koalitionsvertrag einen Aktionsplan Insektenschutz zugesagt hat, existieren bisher lediglich ein paar Eckpunkte. Das ist viel zu wenig und wird dem Ernst der Lage nicht gerecht“, betont Weiger. „Die Menschen in unserem Land sind bereits viel weiter als die Regierungskoalition, das zeigt nicht nur das erfolgreiche Volksbegehren in Bayern. Laut unserer Umfrage sagen 79 Prozent der Bevölkerung, dass es verbindliche Regeln geben muss, um die Insekten zu schützen.“

Wissenschaftler, die das Thema untersuchen, sind sich dabei in ihren Befunden einig: Das dramatische Insektensterben hat viele Ursachen, aber keine hat so großen Einfluss auf den Bestand der Insekten wie der Klimawandel und die Landwirtschaft. Doch obwohl in diesem Zusammenhang eine Reduzierung von Pestiziden als notwendig diskutiert wird, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) kürzlich gegen das Veto des Umweltbundesamtes (UBA) 18 Insekten- und Pflanzengifte zugelassen. „Die Zulassung von 18 Insekten- und Pflanzengiften trotz Veto des Umweltbundesamtes ist ein klares Foulspiel auf Kosten der Insekten“, sagt Weiger. „Wir fordern Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner auf, umgehend für die Rücknahme der Zulassung zu sorgen.“

Statt gegeneinander zu arbeiten müssten Bundesumweltministerium und Bundeslandwirtschaftsministerium kooperieren. „Es ist entscheidend, dass Umweltministerin Svenja Schulze und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner endlich gemeinsam handeln und wirksame Maßnahmen zum Schutz unserer Insekten auf den Weg bringen“, fordert Weiger. (lk)