Anna Klöpper
Der Wochenendkrimi
: Puderzucker wird zur Droge und eine starke Frau gerät zur argen Männerfantasie

Sie ist toll, wenn sie sich aufregt, aber auch fürsorglich kann Aylin Tezel (rechts) die Rolle der Spionin Aylin spielen Foto: ard

Aylin Tezel ist eine tolle Schauspielerinund insofern freut man sich ganz grundsätzlich auf das, was da am Samstagabend kommt: Eine Fortsetzung des 2016 äußerst erfolgreich gelaufenen ersten Teils der „Informantin“, die Story um die Jurastudentin und V-Frau Aylin, die vom Berliner LKA im schwerkriminellen Drogenmilieu eingesetzt wird. Zur Erinnerung: Es gab amouröse Verstrickungen mit dem LKA-Mann Jan (Ken Duken) und auch sonst ging vieles schief. Weshalb Aylin zu Beginn des zweiten Teils auch nicht in Berlin, sondern in Wien von ihrem Handy aus dem Schlaf geklingelt wird. Aylin ist dort inzwischen im Zeugenschutz – und katapultiert sich gleich mal selbst aus dem Programm, als sie nach Berlin zurückkehrt.

Am Telefon, das dort in der Wiener Wohnung geklingelt hat, war nämlich ihre Schwester Elif (Pegah Ferydoni). Die ist mittelmäßig hysterisch, weil sie im Schulranzen ihrer Tochter ein untergeschobenes Drogenpaket findet. Eine Drohung? Will sich da jemand aus der Vergangenheit an Aylin rächen? Aylin schmeißt noch schnell den auf Wienerisch ganz possierlich schimpfenden Lover aus dem Bett, brüllt heisere Flüche (Aylin Tezel ist besonders toll, wenn sie sich aufregt!) und springt in den nächsten Zug nach Berlin.

In dem „Drogenpaket“ war freilich nur Puderzucker. LKA-Chefin Hannah (Suzanne von Borsody) will Aylin zurück, die aber ihrerseits mit dem „Drecksverein“ LKA (Aylin) nichts mehr zu tun haben will. Doch sie tappt in die Puderzucker-Falle, der Zeugenschutz ist passé, Aylin muss kooperieren. Dieses Mal soll sie den Rechtsanwalt Engelhardt (Stefan Kurt) ausspionieren, der irgendwie Geldwäsche für irgendwie mysteriös bleibende islamistische Terrorzellen betreibt. Die Crime-Story bleibt also merkwürdig unausgeleuchtet, tatsächlich soll wohl auch eher die Hauptfigur Aylin strahlen. Leider gerät diese starke Frau streckenweise zu einer argen Männerfantasie (Regie: Isabel Kleefeld), wie sie da ständig im verstrubbelten Schlafzimmer-Look entweder mit Jan oder mit Engelhardts Sohn ins Bett gehen muss. Letzteres schaut sich ersterer natürlich gerne auf Kamera in der verwanzten V-Frau-Wohnung an.

Eine klassische Dreiecksgeschichte eigentlich. „Du bist doch mein Romeo, oder?“, sagt Aylin zu Jan. Am Ende fängt ihr Romeo sich noch eine Kugel ein, woraufhin sich seine Julia aber immerhin nicht ersticht. Man möchte sie, also Aylin, doch gerne wieder sehen als „Informantin“. Dann gerne wieder mit stärkerer Story.

„Die Informantin – Der Fall Lissabon“, Sa., 20.15 Uhr, ARD