wie machen sie das?
: Die Strumpf-trägerin

Camilla Schmider, 30, trägt aufgrund einer Lipödem-Erkrankung Kompressionsstrümpfe an Armen und Beinen. Sie studiert Design und lebt in Frankfurt am Main und Berlin.

taz am wochenende: Frau Schmider, Sie müssen medizinische Kompressionsstrümpfe an Armen und Beinen zu Ihrem Alltagsoutfit kombinieren. Wie machen Sie das?

Camilla Schmider: Ich mache die Strümpfe einfach zu meinem Style. Viele lassen sich die Kompressionsstrümpfe in neutralem Beige oder Schwarz anfertigen, weil das am wenigsten auffällt. Meine sind bunt – pink, blau, grün.

Werden Sie darauf angesprochen?

Öfter, seit ich auch Armkompressionsstrümpfetrage. Dazu gehören Handschuhe. Viele sind irritiert, dass ich die Handschuhe nicht ausziehe, wenn ich drinnen bin. Ich freu mich, wenn ich darauf angesprochen werde – es ist ein Ice-Breaker, um Menschen über die Krankheit zu informieren.

Wogegen helfen die Strümpfe?

Ich habe ein Lipödem. Das heißt, es sammelt sich Fett in meinen Armen und Beinen an. Das schmerzt, wenn ich mich bewege. Außerdem bin ich sehr berührungsempfindlich. Mit den Strümpfen wird das Gewebe komprimiert, dadurch kann ich mich schmerzfrei bewegen.

Stört diese zweite Haut nicht auch?

Nein. Vor allem hilft sie. Für mich ist es nicht anders, als etwa eine Brille zu tragen, nur eben großflächiger. Am Anfang war es ein bisschen unangenehm, ich musste mich daran gewöhnen, dass meine Muskeln gegen das straffe Gestrick arbeiten müssen. Aber jetzt fehlt mir etwas, wenn ich sie nicht trage.

Keine Einschränkungen?

Doch, mit den Handschuhen ist meine Feinmotorik nicht so gut. Ich muss für jede Bewegung mehr Kraft aufwenden, da ich ja gegen den Druck der Kompression anarbeiten muss. Meine Handschrift sieht deshalb im Moment fürchterlich aus. Die Handschuhe muss ich aber nicht die komplette Zeit tragen. Mit ist angenehmer, aber ein paar Stunden ohne gehen auch.

Freuen Sie sich, die Kompression abends wieder auszuziehen?

Ja! Das ist ein Gefühl von Freiheit. Morgens bin ich froh, die Strümpfe anzuziehen, weil ich weiß, dass ich mich dann ohne Schmerzen bewegen kann. Aber im Laufe des Tages verrutschen die Strümpfe, vor allem an den Beinen, und dann wird es irgendwann unangenehm.

Sind die Ursachen von Lipödemen behandelbar?

Es gibt leider sehr wenig Grundlagenforschung, obwohl fast jede zehnte Frau betroffen ist. Und es gibt nur wenige Fachärzte. Man weiß nicht, woher die Krankheit kommt und was man dagegen tun kann. Deshalb werden nur die Symptome behandelt.

Interview:

Christina Spitzmüller