Jan-Paul Koopmann
Popmusik und Eigensinn
: Früher war zeitloser

Foto: privat

Jemandem nachzusagen, er wäre in seiner Zeit hängengeblieben, ist fast immer doof, selbst wenn es stimmt. Es lässt sich von Kunst ja klaren Verstandes nicht fordern, immer mitzujagen, wenn wieder was passiert, sich selbst als immer neue Sau durchs Dorf zu jagen. Die arg überstrapazierte Rede vom „Zeitkern der Wahrheit“ ist vor allem das Problem eines Publikums, das alten Kram rezipiert als wäre heute noch gestern. Dass der blöde Gedanke bei Peter Licht besonders aufdringlich wird, liegt gerade daran, wie entschieden er seine eigene Überzeitlichkeit besingt. Das war schon 2001 auf dem ersten Album so, das wie aus dem Nichts kam und vom zivilisierten Teil der Welt ins Herz geschlossen wurde – mehr noch auf dem zweiten, wo er das Ende des Kapitalismus besang. Nicht als Kritik, versteht sich, sondern mit knuffiger Drömeligkeit. Danach wurde es finster.

Heute tourt Licht mit der Platte „Wenn wir alle anders sind“ durch auffällig viele Theater und singt noch immer von einer Zukunft, die gerade vorbei ist. Im Chipslied geht das so: „Erst wenn der letzte Chips gegessen ist / Werdet ihr seh’n dass man Chips nich’essen kann“. So vernebelt schon die tatsächlichen Ursprünge der alten Öko-Weisheit vom Geld sind, so abgedroschen scheinen heute selbst seine Veralberungen. Bei Peter Licht geht es aber noch weiter. „Und wenn dann der letzte Aperol Spritz getrunken ist /Werdet ihr sehn dass man Aperol nicht trinken kann“ – und das ist lustig, weil das Zeug wirklich ungenießbar ist und weil es ja wirklich mittelalte Zeiten gab, in denen es überall ausgeschenkt wurde.

Witze, die man erklären muss, sind nicht witzig. Und an Peter Lichts neuen Lieder ist bereits ärgerlich, dass man sie (anders als früher) überhaupt erklären kann. Das ist schade und macht beim zweiten oder dritten Hören dann auch wirklich irgendwann richtig schlechte Laune. Bedauerlich ist das und viel schlimmer, als dass die Platten an der Oberfläche so klingen, als wäre Peter Licht irgendwo in den ersten Jahren dieses Jahrtausends hängengeblieben.

Mi, 13. 3., 19.30 Uhr, Theater Bremen