Geschiedene dürfen auf Jobs in katholischen Kitas hoffen

KATHOLIKEN Bischof Zollitsch sieht „Spielraum im Arbeitsrecht“, aber nicht beim Abendmahl

BERLIN taz | Basisgruppen innerhalb der katholischen Kirche kritisieren Reformschritte der Amtskirche als zu zaghaft. „Ich wünsche mir, dass die katholische Kirche eine Lösung findet, dass wiederverheiratete Menschen auch zur Eucharistie dürfen“, sagt Christian Weisner, Sprecher der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“, zur taz. Damit reagiert er auf eine Ankündigung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Robert Zollitsch, der am Samstag erklärte, wiederverheiratete Katholiken könnten auf ein Entgegenkommen ihrer Kirche hoffen. „Ich sehe Spielraum im Arbeitsrecht“, sagte Zollitsch wörtlich.

Gegenwärtig dürfen Geschiedene und Wiederverheiratete nicht am Abendmahl in ihrer Kirche teilnehmen – und sie werden aus Glaubwürdigkeitsgründen des Arbeitgebers auch gekündigt, wenn sie etwa bei der Caritas oder in katholischen Kindergärten angestellt waren. Die evangelische Nachrichtenagentur epd schreibt, da der arbeitsrechtliche Teil „eine deutsche Angelegenheit“ sei, müsse eine Änderung der Praxis nicht so eng mit dem Vatikan abgestimmt werden. Zollitsch sagte, dass es auch bei den Ehrenämtern Liberalisierungsmöglichkeiten gebe – etwa in der Frage, ob Wiederverheiratete ein Amt im Pfarrgemeinderat übernehmen können.

Ob das Abendmahl auch an Menschen ausgeteilt werden darf, die zum zweiten Mal verheiratet sind, müssten die deutschen Bischöfe jedoch mit dem Vatikan beraten. Das wurde zum Abschluss des zweitägigen Gesprächsforums „Im Heute glauben“ in Hannover bekannt, auf dem sich mehr als 300 hauptberufliche und ehrenamtliche Katholiken aus den 27 deutschen Bistümern trafen.

Weisner von „Wir sind Kirche“ zeigte sich von dieser Äußerung des Freiburger Bischofs Zollitsch nicht überrascht. Es habe bereits „ein langes Nachdenken in dieser Richtung gegeben“, so der Sprecher der Laienbewegung, die in Hannover nicht eingeladen war. Die katholische Kirche sieht die Ehe als heiliges Sakrament und akzeptiert eine zweite Heirat deshalb nicht.

Die Veranstaltung in Hannover ist Teil eines auf fünf Jahre angelegten Gesprächsprozesses, mit dem die Kirche nach den Missbrauchsskandalen Vertrauen zurückzugewinnen will.

RAPHAEL SARTORIUS