Fußballfans mit Sturmhaube

In Hannover gibt schon länger Gerüchte darüber, dass die Ultraszene nach rechts rückt. Nun sind Risikofans und Antifaschist*innen aneinandergeraten. Doch die Polizei sieht nur rechte Einzelpersonen

Von Andrea Maestro

Die Botschaft, die in Großbuchstaben auf einem Plakat an einer Wand in Hannovers Studentenviertel Nordstadt steht, ist unmissverständlich: „Faschos und rechte Ultras, verpisst euch aus unserem Viertel!“ Am Vormittag des 24. Februars ist in dem Stadtteil ein Konflikt eskaliert, der in der Fanszene von Hannover 96 schon seit Monaten schwelt – spätestens seitdem Mitglieder der linken Szene öffentlich einen Rechtsruck unter den hannoverschen Ultras kritisieren.

Vor dem Heimspiel von Hannover 96 gegen Eintracht Frankfurt wollten sich, wie es die Polizei ausdrückt, „Angehörige der aktiven Fanszene mit Vereinsbezug Hannover 96“ in der Kneipe „Werners“ treffen. Die liegt ungefähr zwischen den geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Uni und dem ältesten autonomen Jugendzentrum Deutschlands, dem UJZ Kornstraße.

Der Blog Hannover Rechtsaußen schreibt in einer Stellungnahme, dass es den Eindruck mache, als ob „der Treffpunkt bewusst gewählt wurde, um eine Konfrontation mit Antifaschist*innen zu suchen, die in diesem Stadtteil zahlreich vertreten sind“. Sonst sei die Nordstadt kein üblicher Treffpunkt der Szene. Die Linken hätten sich versammelt, um das Treffen, zu dem sich auch die Ultra-Gruppierung West Hannover angekündigt habe, zu verhindern. Diese halten die Aktivist*innen „maßgeblich für Angriffe auf Linke verantwortlich“.

Snezhana Fett, die Wirtin des Werners, sagt, die Ultras hätten sich unter einem falschen Vorwand bei ihr angemeldet. „Ein Paar kam herein und hat gefragt, ob es möglich ist, einen Geburtstag hier zu feiern“, sagt sie. Später sei sie informiert worden, um wen es sich bei der Gruppe handele. „Ich will nicht in die Mitte geraten.“ Sie ließ die Kneipe zu und die Polizei beobachtete das Viertel.

Trotzdem kam es zu leichten Auseinandersetzungen und Flaschenwürfen. Die Polizei kesselte 60 Risikofans von Hannover 96 ein und stellte ihre Identität fest. Die Mitglieder der linken Szene wurden offenbar nicht kontrolliert. Zum genauen Ablauf oder der Frage, wer die Gewalt angefangen hat, will die Polizei jedoch wegen der laufenden Ermittlungen nichts sagen.

Die Personen mit Fußballhintergrund hätten verschiedenen Gruppierungen angehört. Rund Zweidrittel seien der Polizei bereits zuvor als „Risikopersonen“ bekannt gewesen und durch „Sicherheitsstörungen“ beim Fußball aufgefallen. Das können zum Beispiel Blockstürme, Auseinandersetzungen bei der Anreise oder das Abbrennen von Pyrotechnik sein.

Laut Sprecherin Antje Heilmann geht auch die Polizei Hannover davon aus, dass es Einzelpersonen in den Ultragruppen gibt, die rechts sind oder persönliche Kontakte in rechte Personenkreise haben. Eine „organisierte rechte Agitation von Gruppen aus der Fanszene“ habe die Polizei aber nicht beobachtet. Es sei vielmehr so, dass sich in einer Subkultur auch Jugendliche untereinander kennen, die unterschiedliche politische Einstellungen hätten.

Unvorbereitet waren die Fans nicht zu der „Geburtstagsfeier“ gekommen. Die Polizei fand Zahnschutze und Sturmhauben.