Die Wahrheit: Das Rätsel des Ringträgers

Wer bekommt nach dem Tod von Bruno Ganz den berühmten Iffland-Ring? Die Kriminalpolizei ermittelt in alle Richtungen.

Jimi Blue Ochsenknecht lächelt siegesgewiss.

Lächelt hier der nächste Ringträger? Großmime Jimi Blue Ochsenknecht Foto: imago/Future Image

Unmittelbar nach dem Tod des Schauspielers Bruno Ganz am 16. Februar 2019 fragte sich alle Welt, wer denn nun wohl den Iffland-Ring bekommen werde. Dieses berühmte Schmuckstück aus dem Nachlass des 1814 verstorbenen Schauspielers und Dramatikers August Wilhelm Iffland soll von Mal zu Mal an den „jeweils bedeutendsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters“ verliehen werden, der damit zugleich das Recht erhält, einen Nachfolger zu bestimmen.

Die letzten vier Träger des diamantenbesetzten Eisenrings waren Albert Bassermann, der sogar einmal für einen Oscar als bester Nebendarsteller in Alfred Hitchcocks Thriller „Foreign Correspondent“ nominiert wurde, der alte Nazi Werner Krauß („Jud Süß“), der aus drei „Sissi“-Filmen bekannte Josef Meinrad, der auch einmal den bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann verkörperte, und seit 1996 Bruno Ganz.

Zunächst machte die Meldung die Runde, dass Ganz sich für den Kammerschauspieler Gert Voss entschieden habe, der jedoch schon 2014 gestorben ist. Die nächste Nachricht schlug in der Branche dann wie eine Bombe ein: Ganz habe testamentarisch ein „salomonisches Urteil“ gefällt und als Erben des Iffland-Rings „zu gleichen Teilen“ die Schauspieler Ben Becker und Jimi Blue Ochsenknecht eingesetzt – eine zweischneidige Ehrung, denn einen halbierten Ring kann man nur schlecht am Finger tragen.

Insider tippten daher sofort auf eine Art Lausbubenstreich, den der verschmitzte Mime Bruno Ganz den beiden Nachwuchstalenten hatte spielen wollen. Doch damit nicht genug: Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der von Ganz hinterlassene Ring eine Fälschung ist. „Eine Kopie aus Blech und Milchglas“, sagt Dr. Rudolf Ullrichsen vom Baseler Prüflabor für Edelsteine. „Das reinste Pfuschwerk. Ein professioneller Fälscher hätte sich mehr Mühe gegeben. Oder er ist absichtlich stümperhaft vorgegangen, um jeden Verdacht von sich abzulenken …“

Niemand ist eine Halbinsel

Und wo steckt der echte Ring? Ganz’ Wohnsitz auf der Halbinsel Au am Zürichsee wird zur Zeit von Kriminalbeamten auf den Kopf gestellt. Bislang vergeblich. Auch andernorts fahndet man nach dem Iffland-Ring. Zahlreiche Behörden sind an der Suche beteiligt: die Kantonspolizei Zürich, die Eidgenössische Zollverwaltung, Europol und Scotland Yard sowie die österreichische Bundespolizei. Denn der Iffland-Ring ist Eigentum der Republik Österreich. Seine Träger erhalten ihn nur leihweise und dürfen damit nicht einfach machen, was sie wollen.

Nun aber keimt ein schrecklicher Verdacht: Hat Bruno Ganz den Ring etwa heimlich verhökert? Oder ihn ins Pfandleihhaus getragen? Oder – eine womöglich noch bedrückendere Vorstellung – ihn schlicht verbummelt? Also irgendwo liegengelassen? In einer Dampfsauna vielleicht, am Weststrand List auf Sylt oder am Set des Kinderfilms „Heidi“ im Albulatal im Kanton Graubünden? Und anschließend eine Kopie fabrizieren lassen, in der Hoffnung, die Nachwelt täuschen zu können?

Als kleine Pikanterie am Rande dieser Affäre ist ein Bericht der Tiroler Tageszeitung zu verzeichnen. Danach hat eine Hellseherin aus Kufstein Kontakt zum Geist von Werner Krauß aufgenommen und von ihm das folgende Zitat überliefert: „Wenn der Bruno Ganz den Iffland-Ring verscherbelt oder verschlampt haben sollte, wäre ich für ein Verbot des Films ‚Der Untergang‘, in dem Ganz Adolf Hitler gespielt hat. Denn von einer solchen Handlungsweise wäre der Führer zutiefst enttäuscht gewesen!“

Gegenwärtig bildet das österreichische Heeres-Nachrichtenamt in einem Schnellverfahren siebenhunderttausend Riesenschnauzer darin aus, diamantenbesetzte Eisenringe am Geruch zu erkennen. Da heißt es Daumendrücken!

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kari

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