Fußballerin Melanie Leupolz: „Andere Nationen stocken stark auf“

Nationalspielerin Melanie Leupolz vom FC Bayern über das Spitzenspiel gegen Wolfsburg, Gefahren für die Bundesliga und die WM im Sommer.

Frauenfußball, Nationalspielerin Melanie Leupolz im Dribbling

Angriff auf die Spitze: Melanie Leupolz (M.) möchte im Verein und mit der Nationalmannschaft nach oben Foto: dpa

taz: Frau Leupolz, am Sonntag starten Sie nach zwei Monaten Pause wieder in die Bundesliga. Zeit wird ’s, oder?

Melanie Leupolz: Die Freude ist natürlich riesengroß. Man hat hart gearbeitet, viele anstrengende Trainingseinheiten gehabt. Letzten Endes spielt man Fußball, um sich mit anderen Mannschaften zu messen, und deshalb ist es umso schöner, dass es wieder losgeht.

Im Moment beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter Wolfsburg nur drei Punkte, wie entscheidend ist das Spiel im Kampf um die Meisterschaft?

Es ist enorm wichtig; das wird ein Sechs-Punkte-Spiel. Wenn wir gewinnen, ist alles möglich, dann geht es um jeden einzelnen Spieltag. Bei einer Niederlage wird es schwierig, weil Wolfsburg sehr konstant spielt und in der restlichen Saison wenig Punkte liegen lassen wird.

Das Hinspiel haben Sie mit 0:6 verloren. Was war da eigentlich los?

Da hat wirklich gar nichts funktioniert. Jede von uns hat noch so viel Wut und Frust in sich, dass wir mit allen Kräften in das Spiel gehen werden. Wolfsburg ist nicht so viel besser als wir. Wir sind hintendran, aber an einem guten Tag, wenn wir alles abrufen, können wir auch Wolfsburg schlagen.

spielt seit 2014 für den FC Bayern München. 2015 und 2016 gewann sie die Meister­schaft. Mit der Nationalmannschaft wurde die 24-Jährige 2013 Europameisterin und 2016 Olympiasiegerin. Bereits im Jahr 2015 sprach sie mit der taz.

Unter anderem in England gibt große Anstrengungen, Spielerinnen besser zu bezahlen. Läuft man im Ausland der Bundesliga den Rang ab?

Ich glaube schon, dass die Frauenbundesliga aufpassen muss. Andere Nationen stocken sehr stark auf, durch große Klubs wie Arsenal und Manchester City zum Beispiel. Auch die spanische Liga mit Barcelona und Atlético wird immer interessanter, liegt aber rein sportlich noch hinter der Bundesliga. Die Attraktivität der anderen europäischen Ligen steigt jedenfalls, und die Deutschen müssen sich etwas einfallen lassen, um Nationalspielerinnen im Land halten und Topspielerinnen aus dem Ausland holen zu können.

Stehen die Männervereine in Deutschland unter Zugzwang?

Es wäre ein großer Vorteil, wenn die Vereine der Männerbundesliga die Relevanz des Frauenfußballs für sich erkennen und darin investieren würden. Wir haben nicht die Zuschauerzahlen und dementsprechend nicht das Geld, um allein professionelle Strukturen in allen Vereinen zu schaffen. Bis auf die Spielerinnen der ersten drei oder vier Vereine, müssen die Sportlerinnen bisher nebenher arbeiten und können erst abends trainieren. Dadurch geht viel Qualität verloren.

Die Zuschauerzahlen in der Liga sind rückläufig. Besonders beim FC Bayern stehen sie nicht im Verhältnis zum Erfolg der Mannschaft. Warum ist das so?

Das ist ein Zusammenspiel von vielen Faktoren, aber es ist schon erschreckend, dass die Zuschauerzahlen sinken. In Wolfsburg zum Beispiel wird der Frauen­fuß­ball größer geschrieben, auch weil sie erfolgreicher sind als die Männermannschaft. Wir stehen immer im Schatten unserer Männer. Hinzukommt, dass es in München sehr viel sportliche Konkurrenz gibt, gegen die man sich durchsetzen muss. Außerdem haben wir keine einheitliche Kulisse, wo ein bisschen Routine aufkommen kann. Manchmal spielen wir im Grünwalder Stadion, manchmal am Campus, wo die Stimmung viel besser ist. Und natürlich können auch noch Marketingmaßnahmen ergriffen werden.

Sie haben gerade Ihren Vertrag beim FC Bayern verlängert. Gab es denn auch Angebote aus dem Ausland?

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Die gab es, aber ich habe mich bewusst für den FC Bayern entschieden. Ich weiß, welche Rolle ich hier habe, und es macht derzeit unheimlich Spaß mit der Mannschaft. Natürlich wird es nächstes Jahr einen Umbruch geben, es wird ein neuer Trainer kommen, was gerade für eine Spielerin wie mich interessant ist, die eine Führungsrolle hat und jüngere oder neue Spielerinnen an das Team heranführen muss. Außerdem hat der Klub eine klare Zielformulierung, was in den nächsten Jahren passieren soll. Wir wollen dann auch in der Cham­pions League um den Titel mitspielen. Das ist alles sehr spannend, und ich möchte Teil dieses Prozesses sein.

Apropos Umbruch – Sie waren im Januar im Trainingslager der Nationalmannschaft in Marbella, wo es vor allem darum ging, die neue Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg kennenzulernen. Was haben Sie für einen Eindruck von ihr?

Einen sehr guten. Man merkt ihr die deutschen Tugenden: Sie legt viel Wert auf Qualität und Details, achtet auf Kleinigkeiten. Sie hat eine klare Idee und kommuniziert diese auch. Im Training war es immer abwechslungsreich, es hat Spaß gemacht, und man hatte das Gefühl, in einer Woche schon viel gelernt zu haben. Ich freue mich auf die weiteren Lehrgänge und Spiele.

Wie schätzen Sie die Chancen der deutschen Mannschaft bei der WM im Sommer ein, gerade im Vergleich zu den USA oder Frankreich?

Frankreich spielt im Moment sehr stark, sie sind genauso ein Favorit bei der WM wie die USA, gegen die sie vor Kurzem sogar gewonnen haben. Damit wir um den Titel mitspielen können, muss sehr viel zusammenpassen, was mit dem Umbruch und der neuen Trainerin vielleicht nicht einfach wird. Es kann aber auch ein Vorteil sein, wenn der Druck nicht so hoch ist, man kann befreit aufspielen und für Überraschungen sorgen. Anders als in der WM-Qualifikation unter Horst Hrubesch, haben wir aber jetzt mit Martina noch viel Zeit, um uns den perfekten Plan zu erarbeiten. Wir können noch viel trainieren, uns einspielen und dann die taktischen Feinheiten abstimmen.

Und schlimmer blamieren als die Männer letztes Jahr können Sie sich ja gar nicht.

Genau.

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