Rassismus soll Thema sein

Prozessauftakt in Lüneburg: Angeklagt ist ein Geflüchteter aus dem Sudan. Die Antifa fordert Solidarität

Die Gruppe will eine alternative Prozessbeobachtung durchführen und sammelt Spenden, um A. zu unterstützen

Von Carlotta Hartmann

„Solidarität mit Ramadan“ fordert die Lüneburger Antifa mit einem großen Transparent vor dem örtlichen Landgericht. Am gestrigen Dienstag hat dort der Prozess gegen den 38-jährigen Ramadan A. begonnen, der am 29. Juli vergangenen Jahres mehrere Menschen mit einem Ziegelstein verletzt haben soll. Eine Gruppe Deutscher und eine Gruppe Geflüchteter aus dem Sudan waren aneinandergeraten. Laut Antifa war es zu einer Prügelei gekommen, nachdem die Deutschen die Sudanesen rassistisch beleidigt hatten.

Angeklagt ist A. wegen versuchten Totschlags, versuchter und vollendeter Körperverletzung sowie Sachbeschädigung. Er soll einen Ziegelstein auf einen am Boden liegenden Menschen geworfen haben, der dadurch mehrere Schädelbrüche und Gesichtsverletzungen erlitt. Die Hälften des zerbrochenen Ziegelsteins soll A. auf zwei weitere Menschen geworfen und einen davon am Kopf verletzt haben. Danach habe er mit einem anderen Ziegelstein die Scheibe einer Bäckerei zertrümmert, heißt es in der Anklage.

Natürlich sei A. zu weit gegangen, räumt Olaf Meyer von der Gruppe „Solidarität mit Ramadan“ ein. „Aber wir versuchen nachzuvollziehen, wie die Lebensrealität eines Menschen aussieht, der fast täglich Rassismus erlebt.“ Bereits im Dezember hatte die Gruppe zu einer Kundgebung vor der JVA Lüneburg aufgerufen, wo der Angeklagte seit der Tat in Untersuchungshaft sitzt.

Meyer kritisiert das Handeln der Polizei: „Die Beamten haben direkt die Geflüchteten als Täter vermutet.“ Obwohl zu dem Zeitpunkt Haftbefehl gegen einen der Deutschen vorlag, habe er das Krankenhaus ohne Weiteres wieder verlassen können. „Wir befürchten, dass das Gericht die rassistischen Anfeindungen nicht berücksichtigt“, sagt Meyer. Daher will die Gruppe auf ihrem Blog eine alternative Prozessbeobachtung durchführen und sammelt Spenden, um A. zu unterstützen.

Am 6. Februar geht das Verfahren weiter, dann sind sieben Zeugen geladen. Die Antifa ruft auch zum zweiten Prozesstermin zu einer Kundgebung auf.