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: Airline Germania ist pleite und stellt Flugbetrieb ein

Weniger als zwei Jahre sind seit dem Ende von Air Berlin vergangen. Nun hält die nächste deutsche Fluggesellschaft der harten Konkurrenz in der Branche nicht mehr stand

Das Neue

Die Berliner Airline Germania ist zahlungsunfähig und hat den Flugbetrieb eingestellt. „Leider ist es uns schlussendlich nicht gelungen, unsere Finanzierungsbemühungen zur Deckung eines kurzzeitigen Liquiditätsbedarfs erfolgreich zum Abschluss zu bringen“, sagte Germania-Chef Karsten Balke. Zu dem Geldengpass kam es nach seinen Angaben aufgrund höherer Kerosinpreise. Auch Verzögerungen bei der Lieferung neuer Maschinen sowie „eine außergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an der Flotte“ habe das Unternehmen belastet. Nicht betroffen von der Pleite ist die Schweizer Germania. Ihre Maschinen fliegen weiterhin.

Der Kontext

Germania ist mit mehr als 1.100 MitarbeiterInnen und mehr als 4 Millionen beförderten PassagierInnen nach der Lufthansa, Condor und Tuifly die viertgrößte deutsche Airline. In der Branche tobt ein harter Wettbewerb um KundInnen, aber auch um Lande- und Startrechte. Nachdem die damals zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin 2017 pleitegegangen ist, hat die überlebende Konkurrenz heftig um den Nachlass gerungen. Den größten Teil bekam die Lufthansa.

Germania hat mit ihren zuletzt 37 Maschinen auf Ferienziele etwa im Mittelmeerraum gesetzt, aber auch Nischenstrecken im Iran oder Irak bedient.

Die Reaktionen

Die Bundesregierung plant keine Rettung der Fluglinie. Es handele sich um einen „Anwendungsfall von Marktwirtschaft“, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Nach der Pleite von Air Berlin 2017 hatte die Bundesregierung einen Überbrückungskredit gewährt. Das war kurz vor der Bundestagswahl.

Die Gewerkschaft Verdi bedauerte die Insolvenz von Germania. Es sei tragisch, dass keine andere Lösung für das Unternehmen und damit für die Sicherung der rund 1.150 Arbeitsplätze gefunden wurde, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle. Die Gewerkschaft ist nicht in das Insolvenzverfahren eingebunden, weil es bei Germania keine Betriebsräte und keine Tarifabschlüsse gibt. Das ist bei vielen Unternehmen in der Branche der Fall.

Die Konsequenz

Da Germania den Flugbetrieb eingestellt hat, können Passagiere ihre gebuchten Flüge nicht antreten. Haben sie über einen Reiseveranstalter gebucht, muss der für eine Alternative sorgen. „Die Germania-Fluggäste, die keine Pauschalreise gebucht haben und nun ihren Germania-Rückflug verlieren, können sich an unsere deutschen Fluggesellschaften wenden“, teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft mit. „Diese werden für den Rückflug nach Deutschland noch verfügbare Sitzplätze zu Sonderkonditionen anbieten.“

Der Austritt von Germania, Air Berlin und anderen zeigt, dass die ganze Branche labil ist, sagte Janis Schmitt, Sprecher der Pilotengewerk­schaft Cockpit. „Die großen Fische überleben, die kleinen versuchen ihre Nische zu finden oder sie werden gefressen.“

Anja Krüger, Jana Lapper

taz zwei