Susanne Messmer freut sich über das Verschwinden der Humboldt-Box
: Keiner vermisst dich!

Sind Sie in letzter Zeit mal am Schloss vorbeigefahren, also am Humboldt Forum, das im November dieses Jahres eröffnen soll? Und hatten Sie auch plötzlich ein irre gutes Gefühl dabei, das Sie sich gar nicht so richtig erklären konnten? Wir helfen Ihnen auf die Sprünge: Die Humboldt-Box ist weg, und zwar bereits seit dem Jahreswechsel. Ja, genau: Dieses scheußlich dunkeltürkis schimmernde Oktogon mit den blöden Querstreben, das daherkam wie eine Mischung aus billigstem Playmobil und Alien-Robotern aus „Die dreibeinigen Herrscher“.

Angeblich war die Humboldt-Box ein Publikumsmagnet: Millionen Besucher haben sieben Jahre lang von der Dachterrasse aus den Baufortschritt am Schloss bewundert, sich vom Förderverein Berliner Schloss über seine Arbeit informieren lassen oder im Café einen Kaiser-Latte, ein Gebräu aus heißer Schokolade und Kaffee, geschlürft – oder aber eine jener kleinen Ausstelllungen besucht, die Appetit machen sollten auf die außereuropäischen Ausstellungen im Schloss.

Nun ist sie also weg, und anders als die schöne, klare, rote Info-Box, die 1995 bis 2001 Besucher über die Baufortschritte am Potsdamer Platz informierte und erklärtes Vorbild der Humboldt-Box gewesen sein soll, werden die meisten Berliner der Humboldt-Box eher kein Tränchen hinterherweinen. Gut, man sieht jetzt die 180 Meter lange rekonstruierte Nordfassade des Schlosses völlig unverstellt, in seiner ganzen monströsen Herrlichkeit. Aber es hätte auch schlimmer kommen können, mag sich selbst der erbittertste Schlossgegner heute denken. Es hätte auch ein Neubau werden können, der aussieht wie die Humboldt-Box.

Ach, übrigens: Wer es nicht abwarten kann bis zur Schloss-Eröffnung und sich über Baufortschritte informieren will, der kann dies in einem seit Montag geöffneten Ladenlokal am Werderschen Markt 12 tun – oder in einem Container am Bauzaun, der bald aufgestellt werden soll. Und sollten Sie sogar ein paar Euros übrig haben: Der Förderverein, der dort Spenden sammelt, wird Ihnen sicher den roten Teppich ausrollen. Denn nach wie vor fehlen schlappe 22 der 105 Milliönchen zur völlig sinnfreien Rekonstruktion der barocken Fassaden.