Tomaten wachsen in der Antarktis

Bremer erforschen Weltraumsalat

Vom ehemaligen CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauss, jahrzehntelang Lieblingsfeind aller Linken, stammte der Ausspruch, er wolle lieber „in Alaska Ananas züchten als in Bonn Bundeskanzler“ werden. Letzteres versuchte er dann 1980 doch, zum Glück erfolglos, an ersteres wagte er sich leider nie heran. Da ist der Bremer Raumfahrtingenieur Paul Zabel deutlich innovativer: Am Mittwoch will er Bilanz des einjährigen Versuchs ziehen, in der Antarktis Tomaten, Paprika und Salat anzubauen. Um es vorweg zu nehmen: Das Experiment gelang.

Etliche Kilo Salat, Gurken und Tomaten konnte Zabel in den vergangenen Monaten in einem Spezial-Container im äußersten Süden des Planeten ernten. Dort wuchsen die Pflanzen auf einer Anbaufläche von 13 Quadratmetern ohne Erde, Tageslicht und Pestizide. Wie gut das funktioniert hat, wollen die Forscher nun genau auswerten. Für Projektleiter Daniel Schubert vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Bremen ist das Experiment jetzt schon ein Erfolg. „Unsere Erwartungen haben sich erfüllt. Wir haben genug Essen für alle produziert.“

Dank des Gewächshauses bekamen die Polarforscher der 400 Meter entfernten Neumayer-III-Station regelmäßig frisches Gemüse auf den Teller. Im antarktischen Winter sind sie von der Außenwelt abgeschnitten und müssen normalerweise monatelang von Vorräten leben.

Im Januar werden sechs Forscher erneut in die Antarktis fliegen, um das Gewächshaus umzubauen und neue Pflanzen zu säen. Deren Wachstum soll künftig per Knopfdruck aus dem Kontrollraum in Bremen gesteuert werden, die Samen sollen so Licht und Wasser bekommen, keimen und selbstständig gedeihen. Die Polarforscher sollen erst für die Ernte das Gewächshaus betreten müssen.

Hintergrund des Experiments ist die Raumfahrt. Mit solchen Gewächshäusern, so die Vision, könnten künftig auch Astronauten auf Mond und Mars versorgt werden. Während die Besatzung auf dem Weg zum Mars ist, könnte man von der Erde aus dort bereits die Gemüsezucht starten, gleich nach der Ankunft könnte geerntet werden. Ob das Science-Fiction oder doch Science ist, erläutert Zabel am Mittwoch im Bremer Raumfahrtinstitut. Sven-Michael Veit