Kahlschlag bei früherer Nordbank

In Kiel sollen von 700 Stellen laut Betriebsrat nur noch 200 bei der Bank bleiben. Ver.di spricht von einem „Desaster“

Die frühere HSH Nordbank plant nach Angaben des Betriebsrats insgesamt einen Abbau von über 700 Stellen. Bisher gibt es demnach 1.700 Vollzeitstellen in Hamburg und Kiel. Für den Standort Kiel seien bei der heutigen Hamburg Commercial Bank noch etwa 200 von bisher 700 Stellen vorgesehen, darunter 60 IT-Stellen, sagte Betriebsratschefin Simone Graf am Dienstag nach einer Betriebsversammlung mit Bankchef Stefan Ermisch in Kiel. Etwa 130 weitere IT-Mitarbeiter der Bank sollen zu einem Provider wechseln. Wer das sein werde, sei offen. Unklar blieb zunächst, in welchem Zeitraum der Stellenabbau vollzogen werden soll.

Die Gewerkschaft Ver.di sprach von einem „Desaster“. Auch die SPD kritisierte die Landesregierung scharf. Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) verwies auf die schwierige Ausgangslage. „Die Alternative zum Verkauf hieß Abwicklung. Im Interesse des Landesvermögens haben wir uns für den Verkauf entschieden.“

Insgesamt sind laut Graf auch wechselseitige Stellenverschiebungen zwischen Kiel und Hamburg vorgesehen. „Es war eine sehr emotionale Veranstaltung“, sagte sie. „Es sind viele Tränen geflossen.“ Für den Standort Hamburg war für den Nachmittag eine Betriebsversammlung angesetzt.

Die HSH Nordbank war 2003 aus der Fusion der Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein hervorgegangen und hatte in ihrer kurzen Geschichte mit vielen Krisen und Skandalen zu kämpfen. Nachdem sie zwei Mal von den Ländern vor der Pleite gerettet wurde, musste sie auf Anweisung der EU-Kommission verkauft oder abgewickelt werden. Für eine Milliarde Euro übernahmen US-Investmentfonds unter der Führung von Cerberus und Christopher Flowers die Bank.

Heinold (Grüne) betonte, die Landesregierung habe im Rahmen des Verkaufsprozesses immer wieder deutlich gemacht, „dass wir Kiel für einen hervorragenden Standort halten. Der jetzt verkündete Stellenabbau ist bitter.“ (dpa)