Kommentar von Dinah Riese zu der Deutschen Islamkonferenz
: Dialog geht nicht allein

Zu viele konservative Verbände, die zu wenige muslimische Menschen in Deutschland repräsentieren: So lautete in den vergangenen Jahren oft die Kritik an der Deutschen Islamkonferenz (DIK). In diesem Jahr will das Bundesinnenministerium (BMI) es besser machen. In der vierten Islamkonferenz geht es darum, „wie das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen im Alltag und in der Nachbarschaft ganz praktisch gelingt“.

Anders als in der Vergangenheit sollen diesmal aber nicht nur die großen Islamverbände wie Ditib oder der Zentralrat der Muslime (ZDM) dabei sein. In diesem Jahr diskutieren auch nichtorganisierte Einzelpersonen und verbandsunabhängige Initiativen mit. Das ist ein wichtiger Schritt. Und auch ein Dialog darüber, wie ein „deutscher Islam“ aussehen könnte, ist ein hehres Ziel.

Die Erfolgsaussichten sind allerdings begrenzt. Horst Seehofer hatte direkt nach seinem Amtsantritt verkündet, der Islam gehöre nicht zu Deutschland – die hier lebenden Muslim*innen aber schon. Das hat er nun bekräftigt, dabei aber vor allem den zweiten Teil der Aussage unterstrichen. Ob es ihm mit dieser Aussage ernst ist, das wird er beweisen müssen. Denn auch ein Seehofer weiß: Dialog geht nicht allein. Und so wird entscheidend sein, ob die Muslim*innen ihm diesen Sinneswandel abnehmen.

Doch den einen „Islam deutscher Prägung“, den Seehofer sich wünscht, kann es nicht geben. Das liegt nicht daran, dass deutsche Muslim*innen sich einer solchen Diskussion verweigern würden. Wie wütend es viele macht, dass sie bis heute als „Deutsche auf Bewährung“ gesehen werden, hat nicht zuletzt die Debatte um ­Mesut Özil gezeigt.

Es gibt schlicht „den Islam“ nicht, sondern zig unterschiedliche Glaubensrichtungen, die sich wiederum je nach Land unterscheiden – Sunnit*innen in der Türkei leben ihre Religion anders als jene in Syrien. In Deutschland kommen diese Gruppen alle zusammen. Das erkennt die DIK inzwischen an. Doch alle auf eine Linie bringen zu wollen, ist nicht nur unmöglich, sondern wäre auch übergriffig.

„Als Heimatminister will ich die deutschen Muslime in ihrer ganzen Vielfältigkeit unterstützen“, hat Seehofer in seiner Grundsatzrede gesagt. Gleichzeitig beklagte er, schon früher habe er nie gewusst, wen er eigentlich zu Staatsbanketten einladen solle. Wer aber tatsächlich in einen gleichberechtigten Dialog treten möchte, der darf nicht einerseits den Pluralismus mit schönen Worten bedenken – um dann doch wieder Konformität zu fordern.

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