„Lass das, dummes Auto!“

Experten schrauben die Erwartungen an das autonome Fahren deutlich zurück. Selbst in puncto Sicherheit ist durch selbstfahrende Autos wenig zu gewinnen

Von Wolfgang Mulke

Schon ewig träumen Technik-Fans von selbstfahrenden Autos und ihren Tücken. Das illustrieren Donald-Duck-Comics. „Benimm dich gefälligst, du dummes Auto“, wütet der Erpel dort, als das Fahrzeug nicht fährt, wie es soll. Auf Donald greift der Verkehrspsychologe Mark Vollrath von der TU-Braunschweig gern zurück, wenn er vor zu hohen Erwartung an einen schnellen Durchbruch des autonomen Fahrens warnt. „Wir brauchen einen Nutzen, um etwas zu kaufen“, sagt der Psychologe. Daran scheint es zu mangeln.

Laut Vollrath überfordert der Übergang vom autonomen Fahren zum autonomen Fahrzeug die Besitzer. Assistenzsysteme wie Abstands- und Geschwindigkeitskontrolle etwa gefährdeten möglicherweise die Sicherheit: Wenn in Tests ein vorherfahrendes Auto plötzlich bremste, krachten Fahrer, die sich nicht auf die Technik verließen, nur in jedem zehnten Versuch auf den Vordermann. Mit Assistenz war es jeder dritte. Die Fahrer haben ein menschliches Problem. Sie müssen einerseits bereit sein einzugreifen, wenn die Technik eine Situation nicht beherrscht. Andererseits sollen sie von genau dieser Anforderung entlastet werden. „Menschen sind nicht so gebaut, dass sie dauerhaft aufmerksam sein können“, warnt Vollrath. Messungen der Unfallversicherer haben ergeben, dass abgelenkte Fahrer im Notfall bis zu 15 Sekunden brauchen, um wieder Kontrolle über das Verkehrsgeschehen zu erlangen. „Die Technik darf dem Fahrer nicht zu früh Aufgaben abnehmen“, fordert der Chef des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Wolfgang Weiler.

Auf einer Expertentagung des GDV zeigte sich die Industrie trotzdem überzeugt, dass schrittweise immer selbstständigere Mobile kommen. 2019 könnten Fahrzeuge im Stau allein fahren, ab 2022 auf der Autobahn, glaubt Marko Gustke vom Verband der Automobilindustrie.

Wann echt autonome Autos übernehmen, wagt Gustke nicht vorherzusagen. Psychologe Vollrath verweist auf Berechnungen, nach denen es frühestens Mitte des Jahrhunderts zu einem nennenswerten Anteil selbstfahrender Fahrzeuge kommt.