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: Eine Libanon-Zeder für die taz

Es gibt Länderbezeichnungen, die wir konsequent aus Texten rausredigieren. „Die grüne Insel“ zum Beispiel. Nennt das Land doch beim Namen! – Irland. Oder „Das Land des Lächelns“. Warum nicht einfach Japan? Zu den unschönen Synonymen gehört auch der Begriff „Zedernstaat“, den viele AutorInnen verwenden, wenn sie über den Libanon schreiben.

Jetzt wird hoch in den Bergen des libanesischen Schuf-Gebirges ein Baum gepflanzt, eine Zeder, genau genommen eine Libanon-Zeder (Cedrus libani). Und zwar für die taz!

Die Zeder hat eine lange Geschichte in dem kleinen Land am Mittelmeer. Die alten Phönizier nutzten ihr Holz für den Schiffbau. Auch die Ägypter und die Osmanen sollen den Zedernwald im heutigen Libanon gerodet haben, schätzten sie doch den kostbaren Rohstoff. Der Staat trägt den Baum bis heute als Nationalsymbol in der Landesflagge.

Heute durchlebt die libanesische Zeder aber schwere Zeiten. Ihr natürlicher Lebensraum liegt zwischen 1.000 und 2.000 Meter über Meereshöhe. Im Winter braucht sie Kälte und Schnee. Nun lässt der Klimawandel die Winter kürzer und wärmer werden. Das Nationalsymbol der Libanesen, der kleine von der Rodung verschont gebliebene Teil des Zedernwaldes, ist vom Aussterben bedroht.

Vielen Dank also für dieses überraschende Geschenk, liebe TeilnehmerInnen der taz-Libanonreise 2018. Mit einer Flasche Wein hatten wir ja gerechnet, nicht aber mit einem Baum! In jedem Text über den Libanon werden wir ab sofort das Wort „Zedernstaat“ unterbringen.

Jannis Hagmann