heute in hamburg
: „Es gibt keine globale Gerechtigkeit“

Foto: The Silent University

Salah Zater, 32, der Fernsehjournalist und Menschenrechtsaktivist wurde in Libyen von Milizen bedroht. Jetzt lebt er in Deutschland.

Interview Hannah Maatallaoui

taz: Herr Zater, was bedeutet eigentlich „globale Gerechtigkeit“?

Salah Zaher: Es gibt gar keine globale Gerechtigkeit. Denn: Gerecht wäre es, wenn alle Menschen auf der Welt die gleichen Rechte hätten. Unabhängig davon, welche Religion sie haben oder welchem Land sie wohnen. Aber das ist nicht so.

Welche Rechte sehen Sie denn als unabdingbar an?

Alle Menschen sollten auf jeden Fall entscheiden dürfen, wohin sie sich bewegen. Sie sollten die Chance auf Bildung bekommen und arbeiten dürfen. Für mich bedeutet Gerechtigkeit, dass alle Menschen unter denselben Bedingungen leben. Dazu zählt natürlich auch, dass niemand in Armut leben muss. Wir haben das Recht auf ein Leben ohne Krieg und dazu, unsere Zukunft selber zu bestimmen.

Wurden Sie selbst schon ungerecht behandelt?

Auf jeden Fall. Ich organisiere die heutige Podiumsdiskussion zum Thema globale Gerechtigkeit, weil ich selber als kritischer Journalist und Menschenrechtsaktivist meine Heimat Libyen verlassen musste. Ich lebe jetzt seit ein paar Jahren in Deutschland und sehe immer noch Ungerechtigkeit. Ich sehe sehr viele Menschen aufgrund von Kriegen und der Politik der großen Mächte leiden und sterben. Das ist der Grund, warum ich für Gerechtigkeit und Frieden kämpfe. Vor allem kämpfe ich auch für die Menschen, die Unrecht erfahren.

Sie haben selbst schon Unrecht erfahren, aber lassen sich davon nicht kleinkriegen?

Ich versuche, durch meinen Aktivismus Menschen zusammenzubringen. Ich rede mit ihnen über Politik und die politische Situation in ihren Heimatländern – versuche, ihnen eine Plattform zu bieten. Außerdem versuche ich, das Leid anderer sichtbar zu machen. Wir Menschen, die für Menschenrechte und die Medien arbeiten, sehen es als Auftrag an, auf die Missstände aufmerksam zu machen.

Diskussion „Wo ist globale Gerechtigkeit?“: 17 Uhr, Werkstatt 3, Nernstweg 32–34

Wer ist denn aus Ihrer Sicht für die Missstände verantwortlich?

Vor allem die Staaten, die Waffen liefern und Interessenkonflikte auf Kosten der Zivilbevölkerung austragen.

Wie geht es Ihnen in Deutschland?

Ich lebe zwar jetzt in Deutschland und muss mich nicht mehr vor Kriegen schützen, aber meine Heimat, Libyen, ist mittlerweile ein kaputter Staat. Die Menschen dort leiden immer noch. Ich möchte Ihnen hier eine Stimme geben.