„Ein schönes Leben“

Berlin nahm Abschied vom zweifachen Boxweltmeister Graciano Rocchigiani

Links von Schmeling: Graciano Rocchigianis Grab Foto: Krauß

Von Martin Krauß

Neben Rocky liegen Schmelings. Ob es Zufall ist oder eine Geste der Friedhofsverwaltung, war am Samstag nicht herauszufinden, jedenfalls findet sich unmittelbar neben dem Grab des früheren Profiboxers Graciano Rocchigiani die Ruhestätte des Ehepaares Arthur und Luise Schmeling – nicht verwandt mit dem einstigen Schwergewichtsweltmeister Max Schmeling.

Bemerkt hat das am Samstag, als Rocchigiani auf dem Alten-St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg beerdigt wurde, kaum jemand. Zu viel Gedränge, etwa tausend Menschen nahmen Abschied. Es war keineswegs nur Box- und Halbwelt da, um sich von dem Berliner, der Anfang Oktober bei einem Verkehrsunfall in Italien im Alter von 54 Jahren ums Leben kam, zu verabschieden. Nachbarn, Freunde, Fans und jede Menge Boxprominenz. Dariusz Michalczeweski und Henry Maske waren ebenso da wie Arthur Abraham und Sven Ottke, Manager wie Winfried Sauerland und Jean-Marcel Nartz oder auch Rotlichtgrößen wie Kalle Schwensen.

„Was wollen denn die Jungs in den Kutten hier?“, ärgerte sich ein Exnachbar, „der ist doch nie Motorrad gefahren.“ Ein anderer erzählte, dass er den Jugendfreund einmal im Knast wieder getroffen hatte. „Was machst du denn hier?“, hatte er erstaunt gefragt. Und über die Presse wurde geschimpft, die doch immer nur die Skandale erwähnt habe.

Er selbst hatte vor vier Jahren in einem Interview mal ein Fazit gezogen: „Ich habe alles in allem ein schönes, erfolgreiches Leben.“

„The show must go on“ von Queen wurde in der Friedhofskapelle gespielt, als die Tür aufging und Familie und Freunde hinausschritten, um den Sarg zu begleiten. Applaus kam auf, erst zögerlich, weil die ersten Klatscher nicht sicher waren, ob es vielleicht falsch verstanden werden könnte, doch dann warm, herzlich und voller Respekt für den Toten.

Noch bis in den späten Abend kamen Menschen zum Grab. So viele Kränze waren da, sie lagen auch auf den Nachbargräbern. So wurde auch das Ehepaar Schmeling von der Trauer um Rocchigiani berührt.